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DOI: 10.1055/s-2007-983152
Fortifier und Inzidenz metabolischer Azidosen bei Frühgeborenen: Ergebnisse einer doppelblinden, randomisierten Studie
Einleitung: Nach Einführung eines neuen Fortifiers, der wegen seines höheren Anteiles an Caseinhydrolysat, einer ausgewogeneren Aminosäurekomposition und besserer Resorption Vorteile bieten sollte, konnten wir in einer Studie eine höhere Häufigkeit von metabolischen Azidosen (1/7 vs. 7/10) sowie von Phasen unzureichenden Wachstums zeigen. Ursache war eine erhöhte Säurelast und veränderte Elektrolytkomposition des neuen Produktes, die in der Folge von der Firma modifiziert wurde. Die aktuelle Studie vergleicht diesen modifizierten Fortifier mit einem seit langem eingeführten Standardfortifier bezüglich der Inzidenz von metabolischen Azidosen und Wachstumsverhalten bei Frühgeborenen (FG). Methoden: Einschluss aller Muttermilch-ernährten FG <1500g sowie zusätzlich >1500g, wenn die Wachstumsgeschwindigkeit <15g/kgKG/d lag. Randominisierter doppel-blinder Fortifierzusatz, wenn oral >100ml/kg Nahrung zugeführt wurde, stratifiziert nach 3 Gewichtsgruppen. Klinische und Labor-Parameter nach standardisiertem Protokoll. Bei metabolischer Azidose (BE<-6mmol/l) Stop und Crossover, nach metabolischer Normalisierung (BE<-2mmol/l für 48h) wurde der andere Fortifier gegeben. Ergebnisse: 34 FG, Fortifier A (n=15 (5;4;6 für <1000, 1000–1500 und >1500g GG); 30,0±3,4 SSW; GG 1280±490g) und Fortifier B (n=19 (7;5;7); 29,3±3,4 SSW; GG: 1250±460g). Eine metabolische Azidose (BE: -6,1 bis -9,3mmol/l) trat bei 3 (3/0/0) FG mit Fortifier A und 6 (4/2/0) mit Fortifier B (p=0,36) auf.). Während der metabolischen Azidose war die 4-Tage-Wachstumsgeschwindigkeit reduziert 10,8±7g/kgKG/d verglichen mit den Kindern ohne Azidose 18,6±6,6g/kgKG/d am Lebenstag 8–11.
Nach Beendigung der Fortifiergabe normalisierte sich der Säure-Base-Status nach 9±5 Tagen (erste Episode) bzw. 26±11 Tagen (zweite Episode). Im Mittel wurden 15,4±14,9 bzw. 64,1±44,5 mmol/kg KG Natriumhydrogencarbonat gegeben. Die 4-Tage-Wachstumsgeschwindigkeit war 11±7 bzw. 3±3g/kgKG/d.
N=6 entwickelten nach Cross-Over (bei n=3 musste die Studie wegen Muttermilch-Mangels abgebrochen werden) eine metabolische Azidose, die aber deutlich schneller auftrat als die erste Episode. Die lineare Regression aller Daten ergibt im Übrigen im optimalen Base Exzess (BE) Milieu von -2 bis +2 mmmol/l eine Wachstumsgeschwindigkeit von 17–23g/kgKG/d. Diskussion: Durch die Modifikation der Elektrolytzusammensetzung des neuen Fortifiers besteht kein signifikanter Unterschied mehr in der Häufigkeit metabolischer Azidosen zum Standardfortifier. Die gefundene Inzidenz metabolischer Azidosen von 27% ist aber unbefriedigend hoch. Der 4fach größere Bedarf an NaHCO3 in der Episode der Zweitazidose weist auf eine massive Verarmung des Total-Body-Pools an Bicarbonat hin, einhergehend mit respiratorischer Kompensation, mehr Atemarbeit, höherem Energieumsatz und schlechterem Wachstum.
Eine normale Wachstumsgeschwindigkeit wurde in dem als normal definierten Base-Exzess-Bereich von -2 bis 2mmol/l erreicht. Die Daten legen den Schluss nahe, dass die Inzidenz von metabolischen Azidosen und ihre Auswirkungen auf das Wachstum von Frühgeborenen unterschätzt werden und mehr beforscht werden müssen.