Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - FV302
DOI: 10.1055/s-2007-983125

Compound-heterozygoter Protein C Mangel bei einem Frühgeborenen

J Pöschl 1, B Beedgen 1, P Beuter 2, H Maul 2
  • 1Kinderklinik, Klinikum d.Ruprecht-Karl- Universität, Heidelberg
  • 2Frauenklinik, Heidelberg

Hintergrund: Die Pränataldiagnostik aus DNA von Fruchtwasserzellen eines Feten von Eltern, welche beide heterozygot bezüglich eines Protein C Mangels sind, ergab einen compound-heterozygoten Status (mütterliche Punktmutation 325; Exon 9 und väterliche Punktmutation 343; Exon 9 des Protein C Gens). Fragestellung: Führt diese Mutation bei dem Neugeborenen zu einem schweren Protein-C-Mangel und wie ist das geburtshilfliche Management? Ergebnisse: Wegen des hohen Risikos für schon intrauterin stattfindende retinale und cerebrale Blutungen bei angeborenem meist homozygotem Protein-C-Mangel wurde die Patientin von der 26. bis zur 32. Schwangerschaftswoche mit Phenprocoumon (Marcumar®) mit einem INR-Zielbereich von 3,0 behandelt. Das Kind wurde nach mütterlicher i.v.-Lungenreifetherapie (2×12mg Betamethason [Celestan®]) und nach Gerinnungsfaktorensubstitution der Mutter mit 32+0 SSW entbunden. Unmittelbar postpartal lag der Protein-C-Spiegel des Neugeborenen bei 0,9%. Das FG hatte keinerlei Blutungszeichen. Es erfolgte eine Substitution mit Protein C als Kurzinfusion (Ceprotin®, Fa Baxter, Heidelberg) nach folgendem Schema:

Lebenstage

Infusionsinterwall (h)

Protein C (U/kg/d)

Protein C (%)
(min-max)

D-Dimere (mg/l)
(min-max)

1–5

6

240

24.8–43.8

0.21–0.33

6–7

8

240

37.5–49.9

0.21–0.24

8–21

12

200

21.8–37.2

0.21–0.26

22–32

13

240

20.4–37.5

0.1–0.19

32–50

12

260

20.5–36.7

0.08–0.16

Diskussion: Ziel dieser Behandlung ist, Protein-C-Spiegel im mittleren physiologischen Bereich eines Frühgeborenen zu erreichen, so dass für die ersten 30 Tage Spiegel von 30% und für die folgenden 60 Tage Spiegel von 40% angestrebt werden. Parallel dazu wird der Erfolg über die niedrigen D-Dimere gesteuert, welche bei Thrombosen ansteigen. Klinisch erfolgen regelmäßige Augenhintergrunduntersuchungen zum Ausschluss retinaler Blutungen und Ultraschalluntersuchungen des Gehirns. Schlussfolgerung: Das Neugeborene mit compound-heterozygotem Protein-C-Mangel von 0,9% wurde durch vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft mit 32 SSW und durch tägliche Protein-C-Infusionen mit einem Zielspiegel von 30% während der ersten 7 Wochen erfolgreich behandelt.