Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - FV279
DOI: 10.1055/s-2007-983111

Referenzwerte für die pulsoximetrische Sauerstoffsättigung (SpO2) bei reifen Neugeborenen in den ersten Lebenstagen

A von Bodman 1, MS Urschitz 1, C Poets 1
  • 1Neonatologie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen

Hintergrund: Zur Überwachung von Neugeborenen wird vielfach die pulsoximetrische Sauerstoffsättigung (SpO2) gemessen. Hierfür werden zunehmend bewegungsartefakt-resistente Geräte eingesetzt. Für diese gibt es bislang kaum Referenzwerte. Studienziel: Unser Ziel war es, die Beurteilungvon SpO2-Messungen mit einem Pulsoximeter der neuen Generation bei reifen Neugeborenen in den ersten Lebenstagen auf eine verlässliche Basis zustellen. Material und Methode: Gesunde reife Neugeborene wurden am1. bis 6. Lebenstag im Rahmen einer Studie über den Zusammenhang zwischen Schlaflage und SpO2 rekrutiert. Es wurde eine 12-stündige kontinuierliche nächtliche SpO2-Messung mit einem bewegungsartefakt-resistenten Pulsoximeter (Masimo SET, Irvine, CA, 2–4 Sekunden Mittelungszeit) in Rücken-und Seitenlage durchgeführt. Wegen lageabhängiger SpO2-Unterschiede und der allgemeinen Empfehlung der Rückenlage als Schlafposition wurden zur Erstellung der Referenzwerte nur die in Rückenlage erhobenen Daten verwendet. Fütterungszeiten wurden ausgeschlossen. Die Aufzeichnungen mussten mindestens 3 Stunden in Rückenlage umfassen. Es erfolgten die Bestimmung der medianen SpO2, der minimalen SpO2 und der Anzahl der Hypoxämien <85 und <80%SpO2 pro Stunde (DI85, DI80). Die Parameter wurden auf Normalverteilung überprüft. Normalverteilte Variablen wurden mit Mittelwert und doppelter Standardabweichung beschrieben, nicht normalverteilte Variablen mittels Perzentilen. Ergebnisse: 255 Aufzeichnungen erfüllten die Studienkriterien; die mittlere Aufzeichnungsdauer in Rückenlage betrug 4,9 Stunden. Der Mittelwert (Standardabweichung) der medianen SpO2 aller Kinder betrug 97,4% (1,35); der Unterrand des Referenzbereichs lag damit bei 94,7%. 122(48%) und 45 Kinder (18%) hatten jeweils Entsättigungen <85 und <80% SpO2.Die niedrigste SpO2 in der Gesamtpopulation betrug 56%, die 5. und 50. Perzentile für diesen Parameter 72% und 85%. Die 95. Perzentile des DI85 bzw.DI80 betrug 2,06 bzw. 0,62. Diskussion: Diese Referenzwerte sollen dazubeitragen, SpO2-Messungen bei reifen Neugeborenen objektiver einschätzen zu können. Sie unterscheiden sich allerdings kaum von denen, die an einer kleineren Kohorte mit konventioneller Pulsoximetrie erhoben wurden (Poetset al., Eur J Pediatr 1996:155:219–23).