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DOI: 10.1055/s-2007-983072
Strukturen in der Neonatologie am Beispiel des australischen Bundesstaats Victoria
Einleitung: Der australische Bundesstaat Victoria hat eine Ausdehnung von etwa 2/3 der Fläche der Bundesrepublik Deutschland. Die Bevölkerung ist jedoch signifikant geringer: 5 Millionen Menschen leben in Victoria, davon ca 3,4 Millionen allein in der Region um die größte Stadt Melbourne. Im Vergleich wohnen 22 Einwohner/m2 in Victoria gegenüber 321 Einwohner/m2 in Deutschland. Diese Zentralisierung bildet sich auch in der neonatologischen Versorgung ab. Neonatologische Versorgung in Victoria: Victoria verfügt über 4 Level III-Neonatologien mit 178 Plätzen (davon 62 Beatmungsplätze). 3 dieser Kliniken sind Perinatalzentren mit zusammen ca. 15000 Geburten im Jahr. Die vierte level-III Neonatologie befindet sich im größten Kinderkrankenhaus von Victoria und übernimmt nur Neugeborene aus anderen Kliniken (z.B. Neonaten mit chirurgischen Erkrankungen, ECMO- oder HFJV-Patienten). Alle 4 Level III-Neonatologien befinden sich im Grossraum Melbourne. Für die Versorgung von moderat kranken Früh- und Neugeborenen stehen 8 Level-II Neonatologien im Grossraum Melbourne sowie 11 weitere in Victoria zur Verfügung. Zusammen haben diese weitere 175 Plätze (3–18 Plätze pro Abteilung). Der maximale Versorgungsgrad für Level II-Einrichtungen ist durch das Gesundheitsministerium klar definiert. Werden diese Definitionen ohne Konsultation eines level-III Neonatologen verletzt, drohen rechtliche Konsequenzen. Ein wichtiger Bestandteil der neonatologischen Versorgung ist das Newborn Emergency Transport System (NETS). NETS hat eine permanente Rufbereitschaft mit mindestens zwei Teams bestehend aus NETS-Arzt und -Intensivschwester sowie einem Neonatologen in Rufbereitschaft. Jährlich werden ca. 1000 Notfalltransporte und ca. 1200 Rücktransporte durchgeführt, wobei Distanzen bis zu 600 Kilometer zurückgelegt werden. Hiefür stehen Rettungswagen, Helikopter und Flugzeug mit Beatmungsoption inkl. NO zur Verfügung. NETS organisiert auch regelmäßige neonatologische Fortbildung für ärztliches und pflegerisches Personal in Victoria. Fazit: Die neonatologische Versorgung zwischen Deutschland und Victoria unterscheidet sich schon allein durch die geographische Situation erheblich. Durch die Zentralisierung der intensivmedizinischen Neonatologie müssen signifikant mehr Neonaten transportiert werden. Für die Familien bedeutet dies eine räumliche Trennung von Wochen bis Monaten. Die Kliniken verfügen daher über entsprechende Unterkunftsmöglichkeiten. Andererseits bietet die Zentralisierung optimale Bedingungen für die klinische Ausbildung und für die Durchführung von klinischen (Multicenter-) Studien.