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DOI: 10.1055/s-2007-983062
Evaluierung einer pränatalen Gentherapiestrategie für die Behandlung des Morbus Herlitz
Hintergrund: Die Epidermolysis bullosa junctionalis Typ Herlitz ist eine Genodermatose, die sich mit Blasenbildung an Haut und Schleimhäuten bereits unmittelbar nach der Geburt manifestiert. Ihre molekulare Ursache ist das Fehlen des Basalmembranproteins Laminin-5 in der dermo-epidermalen Junktionszone. Die Erkrankung kann pränatal diagnostiziert werden und ist häufig auf Mutationen im Gen LAMB3 zurückzuführen. Da keine spezifische Therapie verfügbar ist, versterben die Patienten meist im ersten Lebensjahr. Fragestellung: Am Mausmodell des Morbus Herlitz sollte geklärt werden, ob durch eine Gentherapie in utero das fehlende Ankerprotein ersetzt und die Erkrankung so verhindert werden kann. Material und Methoden: Bei Mäusen, die aufgrund eines LAMB3-Gendefekts kein Laminin-5 bilden, wurde die Möglichkeit der pränatalen Applikation intakter LAMB3-cDNA in das Fruchtwasser evaluiert. Als Vehikel für den Gentransfer dienten Adenoviren bzw. Adeno-assoziierte Viren (AAV). Diese wurden einzeln oder miteinander kombiniert den Laminin-5-defizienten sowie gesunden Tieren am 14. Gestationstag verabreicht. Ergebnisse und Diskussion: Durch eine einzige pränatale Injektion ließ sich die gesamte Hautoberfläche des Feten erreichen, insbesondere auch basale Keratinozyten, unter denen sich die epidermalen Stammzellen befinden. Infolge fetaler Schluck- und Atembewegungen waren zugleich alle relevanten Schleimhäute zugänglich. Adenoviren übertrugen das Transgen verlässlich in die fetale Epidermis, während AAV vorwiegend Schleimhäute der Atemwege infizierten. Nach kombinierter Applikation beider Viren wurde die LAMB3-cDNA in diesen Geweben in ausreichendem Maße exprimiert. In Laminin-5-defizienten Mauskeratinozyten war die notwendige Bildung eines Heterotrimers aus dem transgenen Protein und seinen murinen Partnerketten nachweisbar. Der Gentransfer in utero führte zur Detektierbarkeit von Laminin-5 in den Basalmembranen der Haut und Schleimhäute und zur Reduktion der Blasenbildung in der Haut, doch nur die simultane Applikation beider Vektoren hatte eine geringfügige Lebensverlängerung der homozygoten Laminin-5-defizienten Mäuse zur Folge. Dies war zumindest teilweise durch mangelnde Fürsorge der heterozygoten Muttertiere zu erklären. Das gewählte Tiermodell des Morbus Herlitz erscheint deshalb ungeeignet für die erforderlichen Langzeituntersuchungen des Therapiekonzepts.