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DOI: 10.1055/s-2007-982989
Langzeitüberleben auf Klinikebene: Das Hamburger Modell
Analysen des Langzeitüberlebens liefern wichtige Hinweise für eine Optimierung der onkologischen Versorgung. Derzeit fehlen in Deutschland regelmäßige, objektive und vergleichbare Systeme zur Erfassung, Rückmeldung und Bewertung dieses Parameters. Das Hamburgische Krebsregister (HKR) hat mit Unterstützung der Hamburgischen Krebsgesellschaft ein Verfahren aufgebaut um klinikbezogene Rückmeldungen zum Langzeitüberleben von Krebspatienten zu etablieren. Damit sollen Registerdaten für das klinische Qualitätsmanagement im Interesse langfristiger Verbesserungen nutzbar gemacht werden. Dies wird andererseits zu weiteren Verbesserungen der Datengüte und -vollständigkeit im HKR führen. Der Vortrag stellt das Hamburger Vorgehen am Beispiel bösartiger Mammatumoren (C50) dar.
Im HKR werden jährlich ca. 1200 Brustkrebs-Neuerkrankungen von Patientinnen mit Wohnsitz in Hamburg registriert. Der Datenbestand wird mittels Plausibilitätsprüfungen, Bildung einer „besten Information“ sowie dem regelmäßigen Abgleich mit Einwohnermeldeamt und amtlichen Todesbescheinigungen qualitätsgesichert. In Kooperation mit klinischen Onkologen wurde eine Struktur für einen Standardrückmeldebericht zu Meldeaktivitäten und zum Überleben der Patienten jeweiliger Institutionen entwickelt. Diese Regelauswertungen umfassen die Abschätzung des absoluten und relativen Überlebens für Patientenkohorten, die durch Diagnosezeitraum, Geschlecht und meldende Einrichtung definiert sind, sowie den Vergleich mit der Referenzgruppe (Gesamt-Hamburg). Weitere Differenzierungen, z.B. nach Alter, Stadium, Diagnosejahr sind auf Nachfrage der Kliniken möglich.
Analysen zum Langzeitüberleben von Hamburger Brustkrebspatientinnen mit Erstdiagnose ab 1995 ergaben Werte im Bereich innerdeutscher und europäischer Nachbarländer (relatives 5-Jahresüberleben 82%), während die Schätzungen für einzelne meldende Einrichtungen stark variieren. Die epidemiologische Bewertung und die klinische Interpretation der Ergebnisse erfordert aus unserer Sicht eine langfristige Kooperation des epidemiologischen Registers mit den klinisch-onkologischen Institutionen, um zu belastbaren und national vergleichbaren Ergebnissen zu kommen.