Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2007; 4 - A48
DOI: 10.1055/s-2007-982953

Die Prädiktion der akuten Strahlenreaktion anhand der genetisch determinierten Strahlenempfindlichkeit, gemessen an Lymphozyten

U Hoeller 1, K Borgmann 2, S Szymczak 3, P Feyer 1, W Alberti 2, E Dikomey 2
  • 1Vivantes Klinikum Neukölln, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Berlin, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Hamburg, Deutschland
  • 3Universität Lübeck, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Lübeck, Deutschland

Ziel: Die individuelle Strahlenreaktion der Patienten ist bei vergleichbarer Therapie auf Grund der individuellen, genetisch determinierten Strahlenempfindlichkeit unterschiedlich stark ausgeprägt. Wenn das individuelle Risiko der Patienten vor Therapiebeginn bekannt wäre, könnte die Therapie angepasst werden. Ein Test für die individuelle Strahlenempfindlichkeit wurde evaluiert.

Methode: Bei 87 Patientinnen mit brusterhaltender Operation wurde die akute Strahlenreaktion prospektiv erfasst. Die Mamma wurde mit 50,4Gy bestrahlt±Boost von 10–16Gy. Das Alter der Patientinnen betrug 61 Jahre (36–80), 63 Patientinnen erhielten Tamoxifen, 11 Patientinnen andere endokrine Therapien, keine Patientin Chemotherapie. Die individuelle Strahlenempfindlichkeit der Patientinnen wurde anhand chromosomaler Deletionen in Lymphozyten, die in-vitro mit 6Gy bestrahlt wurden, bestimmt.

Ergebnis: Es zeigte sich ein typisches Spektrum an Akutreaktionen mit Grad 2/3 bei 46/87 (53%) Patientinnen. Für die individuelle Strahlenempfindlichkeit wurde eine Normalverteilung gefunden. Der Mittelwert betrug 3,59±0,57 (Standardabweichung SD) chromosomaler Deletionen pro Zelle. Die Pat. wurden anhand der individuellen Werte entweder als resistent (<MV-SD), sensitiv (>MV+SD), oder bei dazwischen liegenden Werten als normal empfindlich klassifiziert. Es zeigte sich, dass das Risiko, eine Akutreaktion vom Grad 2 oder 3 zu entwickeln, mit steigender individueller Strahlenempfindlichkeit zunahm: für resistente Pat. 30% (3/10 Pat.), für normale Pat. 51% (32/63 Pat.) und für sensitive Pat. 79% (11/14 Pat.) (Cochran test p<0,05).

Schlussfolgerung: Die individuelle Strahlenempfindlichkeit, wie sie anhand in-vitro-bestrahlter Lymphozyten bestimmt werden kann, eignet sich als Indikator für das Risiko einer Akutreaktion nach Strahlentherapie.

[Die Studie wurde durch die Deutsche Krebshilfe, Projekte (Nr.70–2411-Di und Nr.70–1683-Al), unterstützt.