Gesundheitswesen 2007; 69 - P41
DOI: 10.1055/s-2007-982882

Das Psychose-Seminar Pankow

J Wetzel 1, DE Gagel 1
  • 1Sozialpsychiatrischer Dienst Berlin Pankow

Psychose-Seminare:

Das erste Psychose-Seminar Deutschlands wurde 1981 in Hamburg initiiert. Im Mittelpunkt der Psychose-Seminare steht der „Trialog“, der gleichberechtigte Austausch dreier Teilnehmergruppen: Psychoseerfahrene, Angehörige und Professionelle. Im gemeinsamen Gespräch über Psychosen werden Wahrnehmung und Wissen aller Beteiligten erweitert. Das Psychose-Seminar Pankow entstand 2000 aus der (trägerübergreifend und trialogisch besetzten) „AG Utopie“. Es findet einmal monatlich in der VHS statt. Wichtig: Psychose-Seminare sind keine psychoedukativen oder therapeutischen Gruppen!

Empowerment („Selbstbefähigung“, „Selbstermächtigung“):

Das Konzept des Empowerment betont Ressourcen und Stärken des Menschen, anstatt Defizite und Schwächen zu analysieren. Der Empowerment- Prozess vollzieht sich auf drei Ebenen:

  • Individuelle Ebene

  • Gruppenebene

  • Institutionelle Ebene

Fragestellung:

Sind die Teilnehmer des Psychose-Seminars Pankow auf den drei o.g. Ebenen „empowert“?

Methodik:

Halbstandardisiertes Leitfadeninterview (zwei Befragte pro Gruppe). Auswertung: Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring

Ergebnisse:

Verbesserte Lebens- bzw. Arbeitsqualität bei allen Teilnehmern. Angehörige und Betroffene profitieren subjektiv am meisten.

Empowerment ist nicht Zielsetzung des Seminars, sondern dessen Grundlage:

Betroffene und Angehörige fühlen sich ernst genommen.

Die Atmosphäre ist vertraut/gleichberechtigt/bereichernd/macht Mut.

Der Erfahrungsaustausch steht im Mittelpunkt, die Betroffenenperspektive wird besonders betont.

Die Gestaltung des Seminars ist gleichberechtigt.

Beklagt wird die mangelnde Teilnahme von Professionellen. Diese erleben das Seminar am wenigsten als befähigend und fördernd.

Gesellschaftlich relevante Themen werden diskutiert. Öffentlichkeitsarbeit und Weitervermittlung an andere Stellen erfolgt aus dem Seminar.

Fazit:

Dass Betroffene und Angehörige den Trialog als „Selbstbefähigung“ werten, deutet darauf hin, dass ein gleichberechtigter Austausch zwischen den drei Gruppen nicht selbstverständlich ist. Die Teilnahme von Professionellen am Seminar wird als bereichernd empfunden, aber vermisst- hier sind die helfenden Professionen gefordert!