Gesundheitswesen 2007; 69 - P18
DOI: 10.1055/s-2007-982859

Defizite der Kindergesundheit in Mecklenburg-Vorpommern. Erste Auswertungen des Kinder- und Jugendgesundheitsberichtes

J Hallauer 1, M Littmann 1, J Sinha 1, H Wagner 1
  • 1Landesamt für Gesundheit und Soziales, Rostock

Aussagen zur Kindergesundheit in Mecklenburg-Vorpommern werden an Hand der Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen der Jahrgänge 2003/04 und 2004/05 sowie der ESPAD-Studie getroffen. Neben positiven Entwicklungen, wie der Halbierung der Säuglingssterblichkeit seit 1991, dem hohen Durchimpfungsgrad (über 90%) und dem gestiegenen Anteil von Schülern mit naturgesundem Gebiss sowie der Reduktion der Straßenverkehrsunfälle sind eine Reihe von gesundheitlichen Defiziten zu konstatieren. Im Wesentlichen werden die Ausprägung von Übergewicht und Adipositas, Entwicklungsstörungen und Auffälligkeiten sowie der Umgang mit Alkohol und Tabak thematisiert.

Bei 13, 7% der Einschüler lag ein Übergewicht (BMI >90 Perzentile) vor, 6% der Kinder waren sogar adipös (BMI über 97. Perzentile). Eine Untergewichtigkeit war bei 9 bis 10% der Kinder zu verzeichnen. Sowohl die Adipositas als auch die Übergewichtigkeit war in den Landkreisen deutlich stärker ausgeprägt als den kreisfreien Städten, während sich für die Untergewichtigkeit der umgekehrte Zusammenhang darstellt. Bei Übergewicht und Adipositas wiesen Jungen jeweils 3% häufigere Auffälligkeiten auf als Mädchen. Die Ausprägung korreliert stark mit dem Sozialindex, d.h. im unteren Quartil ergab sich für Adipositas eine Ausprägung von 10,7% bei Knaben und 7,0% bei Mädchen, während im oberen Quartil 5,0% der Knaben und 2,4% der Mädchen eine Adipositas aufwiesen.

Bei den Entwicklungsstörungen zeigte jedes dritte Kind Auffälligkeiten der Visomotorik, jedes fünfte Kind Schwächen der Merkfähigkeit von Zahlen und Sätzen sowie jedes sechste Kind Störungen der Grob- und Feinmotorik. Auch hier waren Jungen durchgehend häufiger betroffen als Mädchen. Die Ausprägung der Auffälligkeiten waren beim unteren sozialen Quartil bis zum Faktor vier häufiger als beim oberen.

Beim Alkoholkonsum lag die 12-Monate-Prävalenz bei Mädchen und Jungen in allen Schulformen weit über 95%, die 30-Tage-Prävalenz über 85%. Der Tabakkonsum zeigte die höchsten Prävalenzen mit 76, 2% für die 30-Tage-Prävalenz bei Hauptschülern, gefolgt von 61% bei Realschülern und 46,8% bei Gymnasiasten.

Bei der Mehrzahl der Befunde zeigte sich auch hier eine deutliche Abhängigkeit zwischen Sozialindex und Befundhäufigkeit. Dabei waren die Unterschiede im Bildungsstatus prägend. Gravierende Unterschiede zwischen kreisfreien Städten und Landkreisen konnten nur bei Über- und Untergewicht festgestellt werden. Jungen hatten bei den meisten Merkmalen eine deutlich höhere Befundhäufigkeit als Mädchen und zwar in allen Gruppen des Sozialindexes.