Gesundheitswesen 2007; 69 - P9
DOI: 10.1055/s-2007-982850

Seltene Zoonosen – eine unerkannte Bedrohung in Deutschland? Die Seroprävalenz von Q-Fieber, Tularämie und alveolärer Echinokokkose

SO Brockmann 1, W Splettstoesser 2, D Frangoulidis 2, W Kratzer 3, P Kimmig 1, H Meyer 2, U Bertling 4, I Piechotowski 1
  • 1Regierungspräsidium Stuttgart, Landesgesundheitsamt, Stuttgart
  • 2Bundeswehr Institut für Mikrobiologie, München
  • 3Abteilung Innere Medizin I, Universitätsklinik Ulm
  • 4Landratsamt Ravensburg, Gesundheitsamt

Hintergrund: Q-Fieber, Tularämie und alveoläre Echinokokkose sind nach IfSG meldepflichtig. Seit 2001 wurden für Q-Fieber 114 bis 416 Fälle, für Tularämie 3 bis 15 Fälle und für alveoläre Echinokokkose 6 bis 21 Fälle jährlich gemeldet. Verlässliche Basisdaten zur Seroprävalenz in unterschiedlichen Regionen liegen nicht vor. Für Tularämie fehlen auch Informationen zu Risikofaktoren.

Methoden: In einer bevölkerungsbezogenen Stichprobe von 2442 Personen (Alter 10–65 Jahre; Teilnahmerate 62,8%) in einer Kleinstadt in ländlicher Umgebung (Leutkirch, Baden-Württemberg) wurden Screening-Tests auf Antikörper gegen C. burnetii, F. tularensis und E. multilocularis durchgeführt. Mögliche Risikofaktoren wurden über einen standardisierten Fragebogen erfasst.

Ergebnisse: Für Q-Fieber wurde eine Seroprävalenz von 7,4% (IgGP2), für Tularämie von 2,3% und für alveoläre Echinokokkose von 3,9% ermittelt. Q-Fieber wurde bei Landwirten signifikant häufiger beobachtet. Für Tularämie konnten Jagen und landwirtschaftliche Tätigkeit als Risikofaktoren identifiziert werden. Bei Echinokokkose zeigte sich ein erhöhtes Risiko für Hundehalter. Andere Faktoren waren nicht mit einem höheren Risiko assoziiert.

Schlussfolgerung: Die in der vorliegenden Untersuchung ermittelten Seroprävalenzen sind höher als in bisherigen Untersuchungen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund, dass es sich bei Leutkirch nicht um ein bekanntes Endemiegebiet für Q-Fieber oder Tularämie handelt, bemerkenswert.