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DOI: 10.1055/s-2007-982820
Vibrio vulnificus – „Killerbakterien“ in der Ostsee?
Einleitung:
In den Sommermonaten der Jahre 2003 und 2006 wurden den örtlichen Gesundheitsbehörden Wundinfektionen bei fünf Urlaubern gemeldet, die zum Teil sehr schwer verliefen (zwei Unterschenkelamputationen, ein letaler Ausgang). In vier Fällen konnte der Erreger Vibrio vulnificus aus Wundabstrichen isoliert werden. Alle Patienten hatten typische Vorerkrankungen, waren über 50 Jahre alt und hatten Kontakt mit Ostseewasser (Baden, Wasserwaten).
Aufgrund der Schwere der Erkrankungen wurde Ostseewasser in den Jahren 2004 bis 2006 während der Saison an verschiedenen Badestellen des Landes durch das Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern auf Vibrionen untersucht.
Ziel:
Durch eine regelmäßige Untersuchung des Ostseewassers soll das Vorkommen von Vibrio vulnificus erfasst und ausgewertet werden, um Aufklärung der Ärzte und Informationen der Badegäste zu gewährleisten.
Methoden:
Der Nachweis der Vibrionen erfolgt mittels Flüssigkeitsanreicherung in alkalischem Peptonwasser und eines Direktausstriches auf Thiosulfat-Citrat-Galle-Sacharose-Agar (TCBS).Verdächtige Kolonien werden nach weiterer Subkultivierung mittels des ID32E-Systems biochemisch identifiziert.
Ergebnisse:
2004 konnte an 5 von 9 Badestellen, 2005 an 8 von 9 und 2006 an allen zehn untersuchten Badestellen Vibrio vulnificus wiederholt nachgewiesen werden. Dabei zeigte sich die für diesen Keim typische Abhängigkeit des Vorkommens von der Wassertemperatur.
Schlussfolgerung:
Ab einer Wassertemperatur von 20°C muss an der gesamten deutschen Ostseeküste mit dem Auftreten von Vibrio vulnificus gerechnet werden.
Differentialdiagnostisch sollte beim Auftreten von Wundinfektionen an die Möglichkeit einer Vibrio vulnificus Infektion gedacht und im Rahmen der Anamneseerhebung nach Kontakt mit Ostseewasser gefragt werden.
Bei begründetem Verdacht oder manifester Infektion mit Vibrio vulnificus sind engmaschige Kontrollen und die unverzügliche Behandlung mit Antibiotika erforderlich, um schwere septische Krankheitsverläufe zu verhindern.