Gesundheitswesen 2007; 69 - V19
DOI: 10.1055/s-2007-982802

Nosokomiale Infektionen im Altenpflegeheim – Inzidenz, Risikofaktoren sowie Präventionsmöglichkeiten durch Hygiene

D Schulte 1, U Heudorf 1
  • 1Abteilung Medizinische Dienste und Hygiene, Stadtgesundheitsamt, Frankfurt

Fragestellung: Zu nosokomialen Infektionen in Altenpflegeheimen liegen wenige Studien vor. Ziel unserer Erhebung zu nosokomialen Infektionen in einem großen Altenpflegeheim war es deshalb, die Inzidenzraten verschiedener Infektionen zu erfassen und deren Risikofaktoren zu ermitteln als Grundlage für Überlegungen zu Präventionsmaßnahmen durch Hygiene.

Methode: Anhand der der elektronisch geführten Bewohner-Akte und Pflegedokumentation wurden in einem großen Altenpflegeheim standardisiert Angaben zu Infektions-Symptomen erhoben. Die Erhebung wurde vom 01.01.2006 bis 30.06.2006 vorgenommen und beinhaltete neben Angaben zu Alter, Geschlecht, Wohndauer, Pflegestufe, Grunderkrankungen, Medikamente, auch weitere Risikofaktoren wie medical devices (Harnwegskatheter, PEG-Sonden), Harninkontinenz etc. Insgesamt wurden die Daten von 278 Bewohner/innen und damit 45710 Bewohnertage mit 4413 Harnwegskathetertagen und 6009 PEG-Sondentagen erfasst. Die Inzidenzen wurden absolut und als Raten pro 1000/Patiententage, bzw. bei Harnwegsinfektionen auch pro 1000 Medical-device-Tage berechnet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 232 Infektionsereignisse erfasst (5/1000 Bewohnertage). Am häufigsten traten Magen-Darm-Infektionen auf (1,9/1000 Tage), gefolgt von Bronchitis/Pneumonie (0,95/1000 Tage), Haut-/Decubitusinfektionen (0,59/1000 Tage) und Harnwegsinfektionen (0,43/1000 Tage). Erkältungen, Infektionen der Augen und der Atemwege traten häufiger in den Wintermonaten auf. Bewohner mit Harnwegskatheter hatten ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen (OR 9,4), Infektionen der unteren Atemwege (OR 3,0) und Pilzinfektionen (OR 3,33); PEG-Sondenträgertum war assoziiert mit Augeninfektionen und Infektionen der Atemwege (OR 5,4 und OR 3,6).

Diskussion und Schlussfolgerungen: Die erhobenen Infektionsinzidenzen waren mit anderen Untersuchungen vergleichbar. In einigen Details konnten Verbesserungsvorschläge für die Hygiene- und Pflegestandards und damit für die Infektionsprävention abgeleitet werden.