Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P390
DOI: 10.1055/s-2007-982485

Blutglukoseselbstkontrolle bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus – Fehler und Auswertung

G Kramer 1, S Müller 1, E Ahrendt 1, T Perenthaler 1, W Beltschikow 1, F Kovar 1, R Schiel 1
  • 1Inselklinik Heringsdorf GmbH, Fachklinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten, Seeheilbad Heringsdorf, Germany

Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus haben oftmals schwankende Blutglukosewerte. Der Umgang und die korrekte Einstellung des Blutzuckermessgerätes ist eine Grundvoraussetzung für zuverlässige Blutglukoseselbstkontrolle und die daraus resultierende Insulindosisanpassung. Richtige Codierung, Einstellung des Datums und der Uhrzeit sind nur einige Faktoren. Ziel der Untersuchung war die Überprüfung der Kenntnisse zum eigenen Messgerät.

Methoden: Bei allen Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes (n=82, Alter 12,1±5,1J., Diab.-Dauer 4,1±3,7J., BMI 19,7±3,7kg/m2, HbA1c 7,9±1,4% [DCA2000, Normbereich 4,5–5,7%]), die Blutglukoseselbstkontrollen durchführten und 06–12/2006 eingewiesen wurden, wurde mittels eines standardisierten Fragebogens der Umgang mit dem eigenen Messgerät überprüft.

Ergebnisse: Im Mittel führten die Patienten 36,8±11,7 Blutglukoseselbstkontrollen/Wo. durch. Bei 38/82 Pat. (46,3%) wurden Probleme bei der Handhabung festgestellt. 14/82 Pat. (17,1%) hatten das Datum bzw. die Uhrzeit und 7/82 (8,5%) den falschen Code eingestellt. Das Wechseln der Batterie stellte für 9/82 Pat. (11%) ein Problem dar. Die größte Wissenslücke ergab sich beim Speichern der Werte: 43/82 Pat. (52,4%) wussten nicht wie viele Messwerte ihr Gerät speichern kann. Es ergaben sich keine Unterschiede zwischen Kindern und Jugendlichen mit vs. ohne Handhabungsproblemen (Alter 12,4±3,4 vs. 11,7±6,1J. p=0,54, Diabetesdauer 4,7±3,7 vs. 3,4±3,5J. p=0,12, Insulindosis 0,75±0,2 vs. 0,7±0,3IE pro kg/KG p=0,61, HbA1c 7,6±1,0 vs. 8,0±1,6p=0,22, diabetesbezogenes Wissen 80,7±15,7 vs. 78,7±14,9% p=0,14). Auch in der multivariaten Analyse zeigten sich keine Assoziationen (p<0,05) zwischen den Parametern Problemen bei der Handhabung, Alter, Diabetesdauer, HbA1c und theoretischem Wissen.

Schlussfolgerungen: Fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus, die Blutglukosemessgeräte verwendet, hat Probleme bei der Handhabung. Ca. 9% haben sogar falsche Codes eingestellt mit der Gefahr der klinisch relevanten Fehlmessung. Es bestehen dabei keine Unterschiede/Abhängigkeiten zum Alter, der Diabetesdauer oder der Qualität der Stoffwechseleinstellung. Interessanterweise ergaben sich auch keine Unterschiede hinsichtlich des theoretischen Wissens. Dieses ist also nicht mit der praktischen Handhabung der Messgeräte assoziiert. Dieses belegt, dass bei Kindern und Jugendlichen neben dem theoretischen Lernen das praktische Training und die regelmäßige Überprüfung der manuellen Fähigkeiten von erheblicher Bedeutung ist. Die Erlebnispädagogik mit praxisorientiertem Lernen kann hier eine sinnvolle Alternative darstellen.