Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P387
DOI: 10.1055/s-2007-982482

Einflüsse der Insulin-Therapie auf Ernährungsverhalten und Lebensgewohnheiten bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 (T1DM)

K Ramöller 1, B Stratmann 1, S Kunz 1, M Müller-Rösel 1, D Tschöpe 1
  • 1Herz- und Diabeteszentrum NRW, Diabeteszentrum, Bad Oeynhausen, Germany

Ziel: Ziel der Befragung war es, festzustellen, ob Unterschiede im Ernährungsverhalten sowie in den Lebensgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen mit T1DM zwischen kontinuierlicher subkutaner Insulin Infusion (CSII) und intensivierter konventioneller Therapie (ICT) bestehen.

Methoden: Kinder- und Elternfragebögen zur Abfrage von Ernährungs und Lebensgewohnheiten sowie Daten zur Sozioökonomie wurden erstellt. 108 Personen mit T1DM der Geburtsjahrgänge 1990 2000, die im Befragungszeitraum 5 bis 15 Jahre alt waren, wurden ausgewählt. Alle Patienten waren seit mindestens 2004 an T1DM erkrankt, 54 wurden mit ICT behandelt und 54 waren seit mindestens 2004 auf eine CSII ein bzw. umgestellt.

Ergebnisse: Mit zunehmender Haushaltsgröße ließ sich ein signifikant positiver Zusammenhang mit der Häufigkeit der CSII feststellen. Die Therapieerleichterung in der Ernährung, die 98% der Eltern von Kindern mit CSII angaben, sowie verringerte Anzahl von Hypoglykämien unter CSII, die 77% der Eltern feststellten, waren Hauptargumente für diese Therapieform. 7% der Befragten waren übergewichtig, mit gleicher Prävalenz in beiden Gruppen. 93% der Kinder und Jugendlichen wiesen ein nicht optimales Ernährungsverhalten auf (orientiert an den Richtlinien der DGE und DDG). Das Ernährungsmuster von Kindern mit CSII unterschied sich nicht signifikant von dem der Kinder mit ICT. 82% der Kinder und Jugendlichen gingen mindestens einmal pro Woche sportlichen Aktivitäten nach. Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen CSII und ICT festgestellt. Von 64 Kindern waren Labordaten zum Fett- und Glucosestoffwechsel zugänglich:

  • Triglyceride, Gesamtcholesterin, HDL- und LDL-Cholesterin im Normbereich,

  • 95% der Patienten weisen erhöhte HbA1c Werte auf,

  • unter CSII Therapie HbA1c-Werte mit 7,7%±0,7% signifikant niedriger als unter ICT mit 8,4%±2,1%,

  • nach 4 Jahren CSII geringere Variabilität im HbA1c (7,7% –8,0%), verglichen mit fünfjähriger ICT (7,7% –9,1%),

Schlussfolgerung: Die CSII erscheint auf Grund der Therapieerleichterung und der besseren Stoffwechsellage bei Kindern und Jugendlichen empfehlenswert. Nachteile wie eine sorglose Ernährung und somit ein höheres Risiko für Übergewicht konnten im Rahmen unserer Datenerhebung nicht nachgewiesen werden. Da sich Heranwachsende unter ICT genauso frei ernähren, wie unter CSII, besteht hier eventuell die Möglichkeit einer stabileren Stoffwechselführung. Im Freizeitverhalten stört die Insulinpumpe trotz ihres Images als „Fremdkörper“ nicht bei der Ausführung von Sport oder Aktivitäten mit Freunden.