Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P382
DOI: 10.1055/s-2007-982477

Umstellung der nächtlichen Insulingabe auf Detemir ergibt einen anhaltend höheren Dosierungsfaktor besonders bei jüngeren Kindern mit Typ 1 Diabetes

N Datz 1, O Kordonouri 1, R Hartmann 1, W von Schütz 1, C Nestoris 1, T Danne 1
  • 1Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover, Diabetologie, Hannover, Germany

Ziel: In einer 12wöchigen kontrollierten pädiatrischen Studie zur Umstellung der nächtlichen Basalinsulingabe auf Insulin Detemir (DET) wurde eine im Schnitt 1,7fach höhere Dosis mit dem langwirksamen Insulinanalogon bei gleichbleibendem HbA1c aber niedrigerer Hypoglykämierate gefunden. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Beobachtung des klinischen Verlaufs über einen 6-monatigen Zeitraum nach Umstellung der nächtlichen Insulingabe von SemilenteMC bzw. NPH-Insulin auf Insulin DET und eine Analyse der klinischen Faktoren, die einen Einfluss auf die erhöhte DET-Dosis bei Kindern und Jugendlichen mit Typ1 Diabetes zeigen.

Methodik: Bei 44 Patienten (27Jungen, 17Mädchen) konnte der klinische Verlauf nach Umstellung des Nachtinsulins von Semilente (N=36) bzw. NPH (N=8) auf DET über einen Zeitraum von 3Monaten (Mo), bei 28 dieser Patienten über 6Mo beobachtet werden. Beurteilt wurden der HbA1c, schwere Hypoglykämien, die Gewichtsentwicklung (BMI und BMI SDS), die tägliche Menge des Gesamt-und Basalinsulinbedarfs sowie die DET-Dosis vor und 3 bzw. 6 Mo nach Therapieumstellung. Die Patienten waren im Median 14,5 (7–18) Jahre alt, die Diabetesdauer betrug 6,3 (0,2–13,5) Jahre, der BMI 22,9kg/m2 (15,9–33,3), der BMI SDS 1,06 (-1,10 bis 3,15) und der HbA1c 7,4 (5,9–14,0)%.

Ergebnisse: Der Gesamtinsulinbedarf änderte sich nach 3Mo signifikant von 0,87 (0,43–1,19) IE/kgKG auf 0,98 (0,49–1,41) IE/kgKG (p<0,001), insbesondere erhöhte sich der Gesamtbasalinsulinbedarf von 0,29 (0,08–0,48) E/kgKG auf 0,37 (0,11–0,69) E/kgKG (p<0,001). Die nächtliche Insulindosis erhöhte sich im Median um den Faktor 1,52 (0,88–2,97) gegenüber der Ausgangsdosis. Patienten, die einen erhöhten DET-Bedarf (Faktor ≥1,50) aufwiesen, waren signifikant jünger zum Zeitpunkt der Therapieumstellung (13,8 Jahre, 7,0–17,6) und bei Diabetes-Manifestation (5,8 Jahre, 1,2–12,8) als diejenigen, die eine geringere Erhöhung der DET-Dosis benötigten (Alter: 16,4 Jahre, 9,5–18,0, p=0,017; Diabetes-Manifestation: 9,9 Jahre, 2,8–14,7p=0,004). Nach insgesamt 6 Mo kam es zu einer weiteren geringen aber signifikanten Erhöhung des Gesamtbasalinsulinbedarfs auf 0,39 (0,11–0,73) IE/kgKG (p=0,032). Auch die DET-Dosis erhöhte sich weiter leicht, um einen Faktor von 1,55 (0,92–2,50) (p=0,04) im Vergleich zur Insulindosierung vor der Umstellung. Nach 3 bzw. 6 Mo war keine signifikante Änderung des HbA1c (p=0,65) und des BMI SDS (p=0,76) zu verzeichnen. Geschlecht, Diabetesdauer, BMI sowie Insulinbedarf zum Zeitpunkt der Therapieumstellung zeigten keinen Einfluss auf die Dosierung des Insulins DET. Die Rate schwerer Hypoglykämien blieb mit 1 Episode in 6Mo unverändert.

Schlussfolgerung: Kinder und Jugendliche mit Typ1 Diabetes mit Dawnphänomen benötigen direkt nach der Umstellung auf DET eine höhere Insulindosis zur Abdeckung des nächtlichen Insulinbedarfs, die sich über einen längeren Zeitraum bis zu 6 Mo erstreckt. Grund dafür erscheint eine längere Titrationsphase zu sein. Hiervon sind insbesondere die jüngeren Kinder betroffen.