Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P329
DOI: 10.1055/s-2007-982424

Einfluss einer strukturierten stationären Adipositas-Schulung für Typ-2-Diabetiker auf BMI und HbA1c-Wert unter Vermittlung einer fettreduzierten und kohlenhydratbetonten Kost

S Heger 1, C Fischer 1, G Tonon 1, M Gorny 1, M Lukas 1, K Langer 2, H Wietholtz 1
  • 1Klinikum Darmstadt, Medizinische Klinik II – Diabetologie, Darmstadt, Germany
  • 2Diabetologische Schwerpunktpraxis, Darmstadt, Germany

Fragestellung: Die Adipositas stellt heute mit ihrer ansteigenden Inzidenz und Prävalenz eines der wichtigsten Probleme unseres Gesundheitssystems dar. Adipöse Patienten mit Typ-2-Diabetes zeichnen sich häufig durch ihre Multimorbidität aus. Zur Verbesserung der Begleiterkrankungen und auch aus ökonomischer Sicht sind effektive Therapiestrategien zur Gewichtssenkung gefragt. Ziel dieser Arbeit war die Evaluation unserer am Klinikum Darmstadt durchgeführten Adipositas-Schulungen für Typ-2-Diabetiker bezüglich der Gewichtsentwicklung und des HbA1c-Wertes.

Methodik: Untersucht wurden 60 Teilnehmer der Adipositas-Schulungen für Typ-2-Diabetiker an der nach DDG zertifizierten Schulungseinrichtung (Stufe 2) des Klinikum Darmstadt im Zeitraum von 2004–2006. Geschult wurde nach eigenem Adipositas-Curriculum in Anlehnung an die Ernährungsempfehlungen der DDG und DGE, wobei ein Energiedefizit von etwa 500kcal pro Tag mit folgenden Energieanteilen angestrebt wird: Fett max. 35%, Kohlenhydrate mind. 50% (ballaststoffreich, niedriger glykämischer Index), Eiweiß 10–20%. Die Teilnehmer wurden zu vermehrter körperlicher Aktivität im Alltag aufgefordert und die antidiabetische Therapie individuell festgelegt. Der Schulungserfolg wurde nach 3–6 Monaten (Gruppe 1, n=20) bzw. nach 7–20 Monaten (Gruppe 2, n=40) mittels Telefoninterview evaluiert. Hierbei wurden das aktuelle Körpergewicht, der zuletzt bestimmte HbA1c-Wert, die Umsetzung einer fettreduzierten/kohlenhydratbetonten Kostform und der Einsatz körperlicher Bewegung ermittelt.

Ergebnisse: Nach einmaliger Teilnahme an der strukturierten Adipositas-Schulung konnte bei Teilnehmern aus beiden Gruppen eine Abnahme des Gewichts nachgewiesen werden. Die Verringerung des BMIs war sowohl in Gruppe 1 (von 38,49 auf 37,54kg/m2 mit der Effektstärke d=0,17) als auch in Gruppe 2 (von 37,48 auf 36,67kg/m2 mit der Effektstärke d=0,14) statistisch signifikant (p <0,005). Außerdem verbesserte sich der HbA1c-Wert in beiden Gruppen mit einer mittleren Verringerung von 8,10% auf 7,41% in Gruppe 1 (Effektstärke d=0,52), bzw. einer Verringerung von 8,69% auf 7,37% in Gruppe 2 (Effektstärke d=0,88). Auch hier lag die Signifikanz bei p <0,005. 61,7% aller Schulungsteilnehmer gaben an, ihre Ernährungsgewohnheiten umgestellt zu haben, und 33,3% der Teilnehmer berichteten über eine Steigerung ihrer körperlichen Aktivität im Alltag.

Schlussfolgerung: Der Einsatz der von uns durchgeführten, einmaligen stationären Intervention, ohne ambulante Nachbetreuung, führt durch Vermittlung einer fettreduzierten und kohlenhydratbetonten Kost zu einer signifikanten Reduktion des BMI sowie zur Verbesserung des HbA1c-Wertes. Dieser Effekt lässt sich bis zu einem Zeitraum von 20 Monaten nachweisen.