Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P323
DOI: 10.1055/s-2007-982418

BG-Kontrolle bei Patienten mit Typ-2 Diabetes und koronarer Herzkrankheit. Beobachtungen in einer kardiologischen Reha-Klinik

U Fischer 1, M Grunze 1, P Heinke 2, A Dunger 3
  • 1Dünenwald-Klinik, Trassenheide, Germany
  • 2Institut für Diabetes, Karlsburg, Germany
  • 3Klinikum Krefeld, Krefeld, Germany

Das metabolische Syndrom gilt als wesentliche Risikokonstellation der koronaren Herzkrankheit (KHK).

Fragestellung: Unterscheiden sich bei Patienten (Pat.) einer Reha-Klinik mit nicht primär diabetologischem Profil die Qualitätsmerkmale der Langzeit-BG-Kontrolle von Typ-2 Diabetespat. bei Aufnahme mit vs. ohne KHK?

Methodik: Anamnestische und (para)klinische Erhebung bei zwei gleichzeitig betreuten Gruppen diabetologisch-konsilarisch mitbehandelter (bekannte Diabetesdauer >2J) Pat. Verglichen wurden mittels SPSS-basierter Statistik je 50 unausgewählte, sequenziell angereiste Pat.: KHK (<2 Wo nach kardiologischer Intervention wegen Myokardinfarkt, Alter 62±SD 9J, Diabetesdauer 13±9J, 16w, 34m) vs. Kontrollen mit anderen Behandlungsindikationen (orthopädische oder psychosomatische Diagnosen, COPD, Diabetes mellitus, 62±11J, 13±7J, 21w, 29m).

Ergebnisse: (Bei Aufnahme, KHK vs. Kontrollen) HbA1c 6,9±0,8 vs. 8,0±0,9 (p<0,01) mmol/l; Nüchtern-BG 8,2±2,1 vs. 8,9±2,3 (p<0,05), postprandiale BG 11,0±2,7 vs. 11,0±3,2mmol/l; BMI 30,8±5,4 vs. 30,9±6,2kg/(m)2. Prävalenzen: Adipositas 44 vs. 46%, Hypertonie 92 vs. 78%, HLP 80 vs. 60% (p<0,05), Hyperurikämie 30 vs. 32%, Retinopathie 31 vs. 16% (p<0,05), Nephropathie einschl. persistierender Mikroalbuminurie 43 vs. 33% (p<0,05), Syndrom diabetischer Fuß einschl. Vorstadien 23 vs. 13% (p<0,05). Mitgebrachte Therapie: Diät allein 4 vs. 6%, OAD 20 vs. 26%, CT 10 vs. 10%, ICT 42 vs. 42%, OAD + Insulin 24 vs. 16%; ambulante Betreuung: DMP ja 24 vs. 16%/nein 24 vs. 28%/„weiß nicht“ 52 vs. 56%, Gesundheitspass Diabetes vorhanden 32 vs. 24%, (Mit)behandlung in Schwerpunktpraxis 32 vs. 36%; vorangegangene Schulung 42 vs. 44%; Angaben zur Stoffwechselführung fanden sich in den Zuweisungsunterlagen bei 0 vs. 0% der Pat. Während der Reha-Maßnahme wurden alle Pat. geschult (keine Unterschiede KHK vs. Kontrollen): 24% strukturiert in Gruppe, 63% problemorientiert individuell und 13% gemeinsam mit Begleitpersonen (individuell oder in Gruppe); 28% der Pat. bedurften auf Grund kognitiver Probleme erhöhter Zuwendung. Bei 36 vs. 22% der Pat. wurde gemeinsam mit ihnen und – wo erforderlich – nach Kontakt zum zuständigen Heimatarzt eine Neueinstellung der antidiabetischen Therapie vorgenommen; Resultat waren bei aktuell verbesserten BG-TNP tragfähige Regimes für das eigenständige BG-Management in der weiteren ambulanten Betreuung.

Schlussfolgerungen:

(a) Viele Pat. beider Stichproben kommen mit unzureichenden Qualitätskriterien des langfristigen BG-Managements zur Aufnahme;

(b) KHK-Pat. sind durchschnittlich nicht durch eine schlechtere BG-Kontrolle oder ungünstigere Betreuungssituation gekennzeichnet, wohl aber tendenziell durch höhere Komplikationsraten;

(c) die leitliniengerechte Diabetesbetreuung muss zum Standardangebot auch bei solchen Reha-Maßnahmen gehören, die nicht primär aus diabetesbezogener Indikation durchgeführt werden.