Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P289
DOI: 10.1055/s-2007-982384

Nicht-glykämische Effekte der Insulintherapie: Ein Vergleich von Insulin Aspart und Normalinsulin während zwei aufeinanderfolgender Mahlzeiten bei Patienten mit Typ-II-Diabetes

I Schmoelzer 1, E Schmut 1, A De Campo 1, H Sourij 1, T Forst 2, T Wascher 1
  • 1Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • 2IKFE, Mainz, Germany

Fragestellung: Zur Kontrolle der postprandialen Hyperglykämie wird bei Typ-II Diabetikern eine prandiale Therapie mit Normalinsulin oder schnell wirksamen Analoginsulinen angewandt. Dabei reduzieren Analoginsuline die postprandiale Hyperglykämie effektiver als Normalinsulin. Nicht bekannt ist jedoch, ob Analoginsuline sich hinsichtlich des Effektes auf Lipolyse oder pankreatische Insulin- und Proinsulin-Sekretion unterscheiden. Ziel der Studie war daher der Vergleich einer prandialen Insulintherapie mit Insulin Aspart oder Normalinsulin in ihrer Wirkung auf die postprandiale Lipolyse sowie Insulin- und Proinsulinsekretion in der „nahe-physiologischen“ Situation zweier aufeinanderfolgenden Mahlzeiten (Frühstück und Mittagessen) bei Typ-II Diabetikern.

Methoden: 14 Patienten mit DM-II (7Männer; Alter 62±3 Jahre) und vorbestehender Insulintherapie wurden in die prospektive, offene, randomisierte Studie eingeschlossen. Die Tests wurden nach einer jeweils mindestens 12 Stunden andauernden Nüchternphase durchgeführt. Alle Studienteilnehmer erhielten ein standardisiertes Frühstück (634kcal; 100g KH, 35g Fett, 13,6g EW) mit 1,8 IE/12g KH Normalinsulin bzw. Insulin Aspart sowie 4 Stunden später ein standardisiertes Mittagessen (608kcal; 84g KH, 21g Fett, 21,5g EW) mit 1,5 IE/12g KH des selben Insulins. Der 2. Test fand im Abstand von 3 Tagen statt. Blutabnahmen zur Bestimmung von freien Fettsäuren (FFA), c-Peptid (cP) und spezifischem Proinsulin (PI) wurden nüchtern und in 30 Minuten Abständen bis 4 Stunden nach der zweiten Testmahlzeit durchgeführt. Statistische Vergleiche wurden mittels ANOVA for repeated measurements sowie gepaartem t-Test gerechnet. Daten sind MW±SE.

Ergebnisse: Nach den konsekutiven Mahlzeiten kam es insgesamt zu einer Reduktion der FFA unter beiden Therapien. Die mittlere Reduktion durch Insulin Aspart war jedoch signifikant größer als durch Normalinsulin (0,47±0,04 vs. 0,35±0,04µmol/l, p<0,001). Dieser Effekt war nach dem Frühstück (p=0,004) wie auch nach dem Mittagessen (p=0,001) zu beobachten. Der cP-Anstieg, als Ausdruck der eigenen Insulinsekretion war durch Insulin Aspart signifikant geringer (1,34±0,17 vs. 2,3±0,25ng/ml, p<0,001) als nach Normalinsulin. Der mittlere Anstieg der Proinsulinkonzentration war nach Insulin Aspart geringer als nach Normalinsulin (12,3±1,4 vs. 16,7±2,3pmol/l, p=0,002). Dies war nach dem Mittagessen ausgeprägter (p<0,001) als nach dem Frühstück (ns, p=0,152).

Schlussfolgerung: Im Rahmen zweier konsekutiver Mahlzeiten unterdrückt Insulin Aspart einerseits die Lipolyse effektiver als Normalinsulin. Andererseits resultiert die Behandlung mit Insulin Aspart in einer verringerten Insulinsekretion und einer reduzierten Sekretion des möglicherweise proatherogenen Proinsulins. Diese Eigenschaften von Insulin Aspart sollten in ihrer möglichen Bedeutung für Insulinresistenz und Atherogenese bei Typ-2 Diabetes weiter untersucht werden.