Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P263
DOI: 10.1055/s-2007-982358

Häufigkeit einer kontrastmittelinduzierten Nephropathie bei Diabetes mellitus Typ 2 im Rahmen von koronaren Eingriffen in einem Herzzentrum

T Schau 1, H Minden 1, C Butter 1
  • 1Evangelisch-freikirchliches Krankenhaus und Herzzentrum Brandenburg in Bernau, Kardiologie, Bernau, Germany

Fragestellung: Bei vielen Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 2 (DM2) wird eine invasive koronare bzw. angiographische Diagnostik und Therapie erforderlich. Das kontrastmittelinduzierte Nierenversagen (KIN) wird als Komplikation nach Kontrastmittel (KM)-Applikationen beobachtet. Ziel dieser Studie war die Häufigkeit des Auftretens einer KIN bei Patienten mit DM2 und normaler bis geringfügig eingeschränkter Nierenfunktion nach solchen Eingriffen zu untersuchen und wesentliche Risikofaktoren zu bestimmen.

Methodik: Wir untersuchten retrospektiv 59 Patienten mit einem DM2, bei denen eine KM-Applikation im Rahmen einer koronaren oder peripher angiographischen Diagnostik und Therapie durchgeführt wurde Dieser wurde eine Kontrollgruppe von Patienten ohne DM2 aus dem gleichen Untersuchungszeitraum gegenübergestellt. Beide Gruppen waren hinsichtlich der klinischen Parameter weitgehend vergleichbar (40% vs. 38% weiblich, Niereninsuffizienz (NI) (Clearance<60ml/min) 19% vs. 18%, mean: Alter 68 vs. 63J, Ejektionsfraktion (EF) 55% vs. 59%, Kreatinin 1,1 vs. 1,1mg/dl, Clearance nach Cockgroft-Formel 84 vs. 89ml/min., KM-Menge 164 vs. 170ml (range 30–600ml)). Untersucht wurde der Einfluss von demographischen, klinischen und prozeduralen Parametern auf die Entstehung einer KIN.

Ergebnisse: Die KIN tritt bei Vorliegen eines DM2 signifikant häufiger auf (9,5% vs. 1,5%, p<0,05). Dies trifft insbesondere bei DM2 mit Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance <60ml/min) zu (43%, p<0,05). Bei 30% der Patienten lagen die Kreatininwerte trotz Kreatinin-Clearance nach Cockgroft-Formel <60ml/min noch im Normbereich. Darüber hinaus waren die Patienten mit einer KIN signifikant älter (70,8 vs. 64,9J, p<0,05). Die linksventrikuläre Funktion war bei den Patienten mit einer KIN signifikant schlechter (EF 40,8% vs. 58,3%, p<0,05). Bei hohen KM-Gaben (>150ml) trat eine KIN signifikant häufiger auf (p<0,05). Dabei ergab sich kein Unterschied zwischen Patienten mit DM2 und dem Vergleichskollektiv.

Schlussfolgerung: Patienten mit DM2 mit normalen oder geringfügig erhöhten Kreatininwerten weisen ein erhöhtes Risiko für eine KIN auf. Da sich ein erheblicher Anteil der Patienten mit DM2 und gleichzeitiger Niereninsuffizienz durch alleinige Bestimmung des Serumkreatinins nicht identifizieren lässt, ist die Bestimmung der Kreatinin-Clearance vor jeder Kontrastmittel-Applikation zu fordern. Die univariate Analyse zeigt darüber hinaus ein erhöhtes Lebensalter, eine eingeschränkte LV-Funktion und eine hohe KM-Gabe als signifikante Risikofaktoren für eine KIN. Deshalb ist insbesondere bei Vorliegen eines DM2 mit Niereninsuffizienz ein möglichst sparsamer Kontrastmittelverbrauch anzustreben, nephroprotektive Kontrastmittel zu verwenden und alternative bildgebende Verfahren zu erwägen.