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DOI: 10.1055/s-2007-982321
Die Anwendung von Analoginsulinen in der Pädiatrie – eine Bestandsaufnahme
In der Diabetologie werden Analoginsuline kontrovers diskutiert. Lebensqualität und Patientenzufriedenheit vs. Kosten und objektivierbare Stoffwechselparameter werden unterschiedlich gewertet. Pädiatrische Patienten stellen ein abgegrenztes Patientenkollektiv mit speziellen Problemen dar. Die vorliegende Studie an einer großen Zahl von Patienten im Alter von 0–20 Jahren im deutschsprachigen Raum gibt eine Datenbasis für diese Diskussion.
Fragestellung:
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Wie groß ist der Anteil der Patienten, die Analoginsuline benutzen?
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Wie hat sich dieser Anteil in den letzten Jahren verändert?
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Gibt es Unterschiede bezüglich des HbA1c-Wertes, des BMI und der Häufigkeit von schweren Hypoglykämien bei Verwendung von Humaninsulinen vs. Analoga
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Wie verändern sich diese Parameter nach einer Umstellung von Humaninsulinen auf Analoginsuline
Methodik: Auswertung des Datenbestandes der DPV-Initiative (Oktober 2006: 32262 Patienten aus 236 Zentren in Deutschland und Österreich mit 475000 Datensätzen, Erfassungszeitraum 1995 bis 2006).
Ergebnisse: Der Anteil der Patienten, die mit Analoginsulinen behandelt werden, nimmt von 1995 bis 2006 kontinuierlich zu und beträgt im Jahr 2006 35,7% bei den langwirkenden und 41,4% bei den schnellwirkenden Analoga. Im Jahr 2006 verwenden 51,7% der Patienten zwischen 15 und 20 Jahren langwirkende Analoga, bei den unter 5-jährigen sind es trotz fehlender Zulassung 8,8%, bei den kurzwirksamen Analoga sind es 53,9% der Jugendlichen und 43,2% der Patienten unter 5 Jahre. Der Anteil der Patienten, die nach Manifestation primär auf Analoginsuline eingestellt werden, nimmt im Beobachtungszeitraum ebenfalls deutlich zu.
Beim Vergleich von Patienten mit schnellwirkendem Analoginsulin und Normalinsulin sind bei Patienten mit Analoginsulin der HbA1c (p=0,0001) und der BMI-SDS (p=0,0001) signifikant höher, die Rate an Hypoglykämien mit Fremdhilfe ist signifikant (p=0,039), die Komarate tendenziell (p=0,35) niedriger. Wenn das Jahr vor und das Jahr nach Umstellung von Normalinsulin auf schnelles Analogon verglichen wird, so steigen HbA1c und BMI signifikant an, bei der Hypoglykämieinzidenz kommt es zu einer Reduktion (p=0,033 für Hypo mit Fremdhilfe und p=0,060 für Koma). Nach Umstellung auf langwirkende Analoga kommt es ebenfalls zu einem signifikanten Anstieg des HbA1c und des BMI, der Abfall der Hyporate mit Fremdhilfe ist signifikant (p=0,03), die Rate der Hypoglykämien mit Koma ist tendenziell niedriger (p=0,076).
Schlussfolgerung: Deutlich mehr als ein Drittel aller in DPV erfassten pädiatrischen Patienten wird aktuell mit Analoginsulinen behandelt. Ein Vorteil der Behandlung mit Analoga hinsichtlich des HbA1c oder BMI lässt sich in der Gesamtgruppe nicht nachweisen, die Rate schwerer Hypoglykämien nimmt tendenziell ab.