Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P218
DOI: 10.1055/s-2007-982313

Insulinpumpentherapie bei einem dystrophen Neugeborenen-Ein Erfahrungsbericht

N Müller 1, M Heldmann 1, K Runge 1, K Noack 1
  • 1HELIOS Klinikum Wuppertal, Zentrum für Kinder- und Jugendmadizin, Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Wuppertal, Germany

Einleitung: In der Therapie eines Diabetes mellitus (DM) Typ I bei Kindern und Jugendlichen erlangt die kontinuierliche subkutane Insulin Infusion (CSII) einen wachsenden Stellenwert. Bei Neu- und Frühgeborenen unter 3000g gibt es hingegen noch wenig Erfahrungen bezüglich einer Insulinpumpentherapie, da der neonatale DM mit einer Inzidenz von 1/4000000–500000 eine seltene Diabetesform darstellt. Anhand eines Fallberichts soll der Einsatz einer Insulinpumpe bei Früh- und Neugeborenen mit geringem Geburtsgewicht diskutiert werden.

Methodik: Übernahme eines dystrophen Neugeborenen der 37. SSW, GG 1760g mit präpartal bekanntem Truncus arteriosus communis. Bereits am 1. LT deutliche Erhöhung der Blutzuckerwerte (BZ) (>300mg/dl) und Beginn einer intravenösen Insulintherapie mit Actrapid (0,05IE/kg/h). Darunter traten im Verlauf rezidiv. massive Schwankungen der BZ Werte zwischen 20 und 900mg/dl innerhalb weniger Stunden auch ohne Veränderungen des Therapieregimes auf. Klinische Symptome blieben auch bei BZ-Werten unter 20mg/dl aus, so dass teilweise stündliche BZ-Kontrollen erforderlich waren.

Das C-Peptid ist mit <0,5ng/ml deutlich erniedrigt. Im Weiteren entwickelte der Patient zusätzlich eine exokrine Pankreasinsuffizienz. Im MRT-Abdomen Darstellung einer Pankreasanlage mit Pankreas divisum.

Bei im Verlauf nicht beherrschbaren Blutzuckerschwankungen Entschluss zur Umstellung auf CSII mit einer Paradigm 512 der Fa. Medtronic im Alter von 2 Monaten. Das Körpergewicht betrug zum Beginn der Pumpentherapie 2710g. Die Insulinapplikation (Humalog U10) erfolgte über einen Silhouette Katheter (13mm), der wechselnd in beiden Oberschenkeln des Patienten platziert wurde.

Ergebnisse: Nach Umstellung der intravenösen Insulintherapie auf CSII kam es rasch zu einer deutlichen Stabilisierung der Blutzuckerverläufe mit Abnahme der Häufigkeit schwerer Hypoglycämien, so dass die BZ-Messungen bei 8 Mahlzeiten täglich auf präprandiale Werte beschränkt werden konnten. Die Therapie führte mit einer monophasischen Basalrate von 0,025–0,05 IE pro Stunde sowie Bolusgaben von 0,05 IE/KE zu einem Abfall des HbA1c von 9,4% auf 7,6%.

Schlussfolgerung: Eine Insulinpumpentherapie ist bei Patienten mit einem Gewicht unter 3000g durchführbar und auch die Platzierung der Pumpenkatheter ist mit dem Silhouette Katheter trotz des geringen subkutanen Fettgehaltes dystropher Kinder problemlos möglich. Durch diesen Applikationsweg kann eine deutliche Verbesserung der Blutzuckereinstellung erreicht, und die Zahl der BZ-Messungen verringert werden. Daraus resultiert für den Patienten eine deutliche Stress- und Schmerzreduktion. Ob sich hierdurch Folgeschäden verringern lassen, muss in Langzeitstudien geklärt werden.