Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P210
DOI: 10.1055/s-2007-982305

Gründe für den Abbruch der CSII Therapie bei jugendlichen Typ 1 Diabetikern

S Seereiner 1, K Neeser 2, C Weber 2, K Schreiber 3, W Habacher 1, I Rakovac 1, P Beck 1, TR Pieber 1
  • 1JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, Institut für Medizinische Systemtechnik und Gesundheitsmanagement, Graz, Austria
  • 2Institut für Medizin, Informatik und Biostatistik, Basel, Switzerland
  • 3Isoplan Marktforschung, Saarbrücken, Germany

Fragestellung: Die vielseitigen Verbesserungen bei Insulinpumpen haben dazu geführt, dass die Insulinpumpentherapie (CSII) auch immer häufiger bei Jugendlichen eingesetzt wird. Dennoch kommt es vor, dass Jugendliche die CSII nach einiger Zeit wieder absetzen oder die CSII für sie keine brauchbare Therapieform darstellt. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, herauszufinden, welche Gründe für den Abbruch von CSII bei jugendlichen Typ 1 Diabetikern ausschlaggebend sind.

Methodik: Da eine Literaturrecherche keine Ergebnisse lieferte wurde zu der Fragestellung eine empirische Untersuchung durchgeführt und ein Fragebogen entwickelt. Mithilfe einer Peergruppe wurden die Subskalen definiert. Die Antworten wurden auf einer fünfstufigen Likertskala (1 trifft genau zu, 5 trifft gar nicht zu) abgebildet. Nach einem Pretest wurde er drei Zielgruppen zur Erfassung der Einstellung der Jugendlichen zum Thema Insulinpumpentherapie – Penuser (PU), Pumpenabbrecher (PA) und Pumpenträger (PT) vorgelegt. Diese waren in einem mehrstufigen Auswahlverfahren (Primäreinheit: betreuende Ärzte, Sekundäreinheit: Patienten) rekrutiert worden. Die Befragung wurde schriftlich und anonym in den betreuenden Praxen und unter Beisein eines Projektmitarbeiters durchgeführt.

Ergebnisse: Für die Befragung wurden 71 Ärzte kontaktiert, von denen 11 bereit waren, PA für die Befragung ausfindig zu machen. Insgesamt wurden 88 Patienten (22 PU, 20 PA und 46 PT) befragt. 56,3% aller Patienten waren männlich. Das Durchschnittsalter aller Patienten lag bei 20,5 Jahren (±4,9 Jahre); bei PA bei 22,1±6,3 Jahren. Die PA hatten bei der Pumpenerstschulung ein Alter von 11,5±7,6 Jahren, die PU 15,8±4,1 und die PT ein Alter von 9,0±5,4 Jahren (p<0,001). 16 der 20 PA trugen die Pumpe länger als 2 Monate und 17 PA setzten die Pumpe aus eigenem Wunsch wieder ab. Für den Abbruch ausschlaggebende Gründe waren: Pumpe stört im Sommer (Mittelw:1,5±Standardabw:0,9), Katheter rutscht bei körperlichen Aktivitäten heraus (1,7±0,9), Pumpe stört beim Sport (1,9±1,2), Pumpe fühlt sich wie ein Fremdkörper an (1,8±1,1) und Kathetersetzen ist unangenehmer als das Spritzen (2,0±1,2). Für den Abbruch weniger relevante Gründe waren: Bedienung zu schwierig (3,6±0,6), technische Unzuverlässigkeit der Pumpe (3,1±1,1), Bedienung der Pumpe in Öffentlichkeit unangenehm (3,2±1,2) und störende Geräusche der Pumpe (3,1±1,1).

Schlussfolgerung: Bei der Durchführung des Projektes zeigte sich, dass die PT sehr umfassend auf die CSII vorbereitet werden und es daher insgesamt wenig PA gibt. Die Funktionalität und die technische Zuverlässigkeit der Pumpe steht für alle drei befragten Gruppen (PU, PA und PT) außer Frage, die Abbruchgründe sind vor allem auf den Katheter zurückzuführen. Verbesserungen beim Katheter werden auch als häufigste Vorbedingung für die Wiederaufnahme mit Pumpentherapie genannt.