Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P182
DOI: 10.1055/s-2007-982277

Ballaststoffreiche Kost erhöht die Insulinsensitivität durch Reduktion der hepatischen Lipide

M Graf 1, J Machann 2, N Stefan 1, F Schick 2, S Kümmerle 1, W Renn 1, HU Häring 1, A Fritsche 1, C Thamer 1
  • 1Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik und Poliklinik, Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Angiologie, Nephrologie, Klinische Chemie, Tübingen, Germany
  • 2Universitätsklinikum Tübingen, Radiologische Klinik, Abteilung für Experimentelle Radiologie, Tübingen, Germany

Einleitung und Ziel: Es ist hinreichend bekannt, dass erhöhte hepatische Lipide und die damit verbundene Insulinresistenz durch Lebensstilintervention im Sinne von Ernährungsumstellung und Bewegungsintensivierung positiv beeinflusst werden kann. Weniger untersucht ist, welche Ernährungsfaktoren den Erfolg der Intervention und die Veränderung des Leberfettgehaltes bestimmen. Deshalb haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Effekte von Fett, Kohlenhydraten, Eiweiß und Ballaststoffen auf die hepatischen Lipide zu untersuchen.

Methoden: 112 Personen (41Männer, 71 Frauen, Alter 46±11 Jahre, BMI 29,9 ±4,5kg/m2) konnten in eine Zwischenanalyse des Tübinger Lebensstil Intervention Programms (TULIP) eingeschlossen werden. Bei allen Personen wurde die Körperfettverteilung und der hepatische Lipidgehalt mittels Magnetresonanzbildgebung bzw. -spektroskopie bestimmt und die Insulinsensitivität aus einem oralen Glucosetoleranztest (oGTT) abgeschätzt. Die Nahrungszufuhr wurde mittels Ernährungsprotollen erfasst. Im Mittel konnten Ernährungstagebücher von 12±4 repräsentativen Tagen mithilfe des Computerprogramms DGE-PC ausgewertet werden.

Ergebnisse: Während der Lebensstilintervention wurden pro Person im Durchschnitt 1792±36 Kalorien (30±4 Fett %, 46±6% Kohlenhydrate, 16±2% Protein) und 24±1g Ballaststoffe verzehrt. Von Baseline zum Follow-up nach 264±56 Tagen verbesserten sich Body Mass Index (BMI) (29,9±0,4 vs. 29,0±0,4kg/m2, p<0,0001), viszerales Fett (3,7±0,2 vs. 3,2±0,2% Körpergewicht, p<0,0001) Leberfett (5,8±0,6 vs. 4,0±0,4% Signal, p<0,0001) und Insulinsensitivität (12,6±0,6 vs. 13,6±0,7 AU, p=0,03). Ein höherer Ballaststoffanteil ist mit einer Reduktion von viszeralem Fett (r=-0,21, p=0,03) und Leberfett (r=-0,29, p=0,002) sowie einer Zunahme der Insulinsensitivität (r=0,21, p=0,03) assoziiert, unabhängig von der Energiezufuhr oder der Änderung des nicht-viszeralem Fettes. Effekte für Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß konnten nicht gefunden werden.

Schlussfolgerung: Unabhängig von der Kalorienzufuhr ist die Ballaststoffaufnahme von vorherrschender Bedeutung für die Reduktion von hepatischen Lipiden während einer Lebensstilintervention. Folglich sollten diätetische Empfehlungen bei Patienten mit hohem Leberfett an erster Stelle auf eine Zunahme des Ballaststoffgehaltes der Nahrung zielen.