Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P178
DOI: 10.1055/s-2007-982273

Darstellung der Faktoren, die die Gewichtsentwicklung von Patienten mit Diabetes mellitus Typ I und Typ II beeinflussen können

J Büttner 1, K Denzin 1, N Müller 2, C Kloos 2, G Wolf 2, M Ristow 1, UA Müller 2
  • 1Friedrich-Schiller-Universität, Lehrstuhl für Humanernährung, Jena, Germany
  • 2Universitätsklinikum, KIM III, Jena, Germany

Fragestellung: Es wird häufig eine kontinuierliche Gewichtszunahme bei Patienten mit Diabetes mellitus (DM) beobachtet. Die größte Zunahme wird in den ersten sechs bis 12 Monaten nach Beginn der Insulintherapie (IT) verzeichnet. Die Gewichtszunahme wird oft als Folge der IT gesehen. Die Gewichtsentwicklung sowie Faktoren, die diese beeinflussen, sollen dargestellt werden.

Methoden: In der Diabetesambulanz einer Hochschulpoliklinik wurden im ersten Quartal 2006 konsekutiv 445 insulinbehandelte Patienten (140 DM1: Alter 49,6J, Diabetesdauer 18,9,J; BMI 23,7kg/m2; RR 139/79mmHg; HbA1c 7,5%; 305 DM2: Alter 58,2J; Diabetesdauer 14,3J; BMI 31,2kg/m2; RR 147/78mmHg; HbA1c 7,4%) mittels Fragebogen zu ihren Lebensstilfaktoren befragt. Messwerte wurden der elektronischen Patientenakte EMIL® entnommen. HbA1c wurde DCCT adjustiert.

Ergebnisse: DM1 hatten ein Follow up von 8,7J. 75% der Patienten hatten eine Gewichtszunahme >2kg (mittlere Gewichtszunahme +10,2kg. Patienten mit (n=105) und ohne Gewichtszunahme (n=35) unterschieden sich nicht hinsichtlich Alter (39,7 vs. 42,1J), Diabetesdauer (18,2 vs. 20,8J), HbA1c (8,8 vs. 8,3%), RR (139/79 vs. 139/76mmHg), Gewicht (71,0 vs. 72,2kg) u. BMI (23,3 vs. 24,3kg/m2) bei erstem Kontakt. Das Follow up bei Patienten mit Gewichtszunahme betrug 9,2J und bei Patienten ohne Gewichtszunahme 4,8J (p<0,05).

DM2 hatten ein Follow up von 5,8J. 73,1% hatten eine Gewichtszunahme von >2kg. (mitlere Gewichtszunahme 8,1kg). Patienten mit (n=223) und ohne Gewichtszunahme (n=82) unterschieden sich bei Erstkontakt nicht hinsichtlich Alter (57,5 vs. 60,0J), Diabetesdauer (14,2 vs. 15,5J), HbA1c (9,3 vs. 9,0%), RR (148/79 vs. 144/76mmHg), Gewicht (81,7 vs. 85,7kg) und BMI (28,3 vs. 29,4kg/m2). Das Follow up bei Patienten mit Gewichtszunahme war mit 5,6 vs. 3,7J signifikant länger (p<0,05). Patienten mit DM2 ohne Gewichtszunahme betrieben mehr Sport (6 vs. 4h/pro Wo, p=0,026).

Soziale Faktoren (Bildung, Tätigkeit, Einkommen, Familienstand), Ernährung (Anteil KH, Fette, EW, Obst u. Gemüse) u. IT (Analoginsulin, kein Analoginsulin sowie Stratifizierung nach ICT, CIT, SIT, Pumpe) zeigen sowohl bei Patienten mit DM1 als auch DM2 keine Unterschiede zwischen den Gruppen mit und ohne Gewichtszunahme. Die Gewichtszunahme korreliert signifikant mit der Tagesinsulindosis bei DM1 und DM2. Gründe für die Gewichtszunahme aus Patientensicht sind IT (DM1 35,5%, DM2 59,9%), weniger Bewegung (DM1 29,4%, DM2 68,3%), mehr Appetit (DM1 22,7%, DM2 26,3%), mehr Mahlzeiten bedingt durch IT (DM1 9,2%, DM2 6,6%).

Schlussfolgerung: Die Höhe der beobachteten Gewichtszunahme liegt unter den Werten aus anderen Studien (DCCT, UKPDS). Die Art der IT und die Ernährungsweise haben in dieser Untersuchung keinen Einfluss auf die Gewichtszunahme, ausschließlich die Höhe der täglich injizierten Insulindosis ist mit der Höhe der Gewichtszunahme assoziiert. Auch Menschen ohne DM nehmen mit zunehmendem Alter an Gewicht zu.