Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P158
DOI: 10.1055/s-2007-982253

Depression und Typ 2 Diabetes – Prävalenz und Patientencharakteristik: Ergebnisse der DETECT Studie

L Pieper 1, J Klotsche 1, T Eichler 1, D Pittrow 2, S Böhler 2, E Stridde 3, E Huppertz 1, H Lehnert 4, HU Wittchen 1
  • 1Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Technische Universität Dresden, Dresden, Germany
  • 2Institut für Klinische Pharmakologie, Technische Universität Dresden, Dresden, Germany
  • 3Abteilung Klinische Forschung, Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe, Germany
  • 4University of Warwick Medical School, Coventry, United Kingdom

Einleitung: Verschiedene Studien haben gezeigt, dass der Diabetes mellitus stark mit dem Vorliegen einer Depression assoziiert ist. Es bleibt jedoch unklar, ob Diabetes selbst oder bestimmte Merkmale die mit einer Diabeteserkrankung einher gehen das Depressionsrisiko erhöhen.

Fragestellung: Wie häufig treten eine Major Depression (DSM IV) sowie depressive Episoden (ICD 10) bei Diabetikern und Nichtdiabetikern auf? Wie unterscheiden sich Typ 2 Diabetiker (T2D) mit Depression von den Typ 2 Diabetikern ohne?

Methodik: DETECT (www.detect-studie.de) ist eine epidemiologische Studie im primärärztlichen Versorgungssektor, die u.a. versorgungsrelevante Basisdaten zu Diabetes mellitus bereitstellt. Auf der Grundlage einer bundesweiten Zufallsstichprobe von 3.188 Arztpraxen wurde im Rahmen einer Querschnittsanalyse (9/2003) der Gesundheitszustand von 55.518 Patienten standardisiert erhoben. Die Diabetesdiagnose wurde von den Ärzten erfragt, Depression und Depressivität wurden mit dem Depression Screening Questionnaire (DSQ) bei den Patienten erhoben. Zur Bestimmung von Unterschieden in den Häufigkeiten wurden Odds-Ratios (ORs) mit 95% Konfidenzintervallen (95% CI) mittels logistischer Regression berechnet und nach Geschlecht, Alter sowie Alter * Geschlechtsinteraktion adjustiert.

Ergebnisse: Mit 3,5% war die Prävalenz einer Major Depression (DSM IV) bei Typ 2 Diabetikern gegenüber Nichtdiabetikern (2,9%) leicht erhöht (OR: 1,30, 95% CI: 1,13–1,50). Gleiches traf für das Vorliegen einer depressiven Episode (ICD-10) zu: T2D 8,9% vs. Nichtdiabetiker 7,3% (OR: 1,29, 95% CI: 1,17–1,41). Beim Vergleich von Typ 2 Diabetikern mit und ohne Depression (DSM IV) zeigte sich, dass T2D Patienten mit Depression häufiger von mikro- und makrovaskulären Folgeerkrankungen betroffen waren (21,9% vs. 13,8%, OR: 1,81, 95% CI: 1,31–2,48). Sie rauchten häufiger (25,0% vs. 13,5%, OR: 2,9, 95% CI: 1,52–2,89) und waren weniger körperlich aktiv (61,5% vs. 34,5%, OR: 3,03 95% CI: 2,25–4,09). Häufiger von Depressionen betroffen waren besonders T2D Patienten im Alter von 45–54 Jahren (16,8 vs. 10,7%, OR: 1,69, 95% CI: 1,21–2,36) sowie Patienten ab 75 (28,1% vs. 22,6%, OR: 1,34, 95% CI: 1,01–1,78). T2D mit Depression wurden seltener rein oral (37,8% vs. 50,2%, OR: 0,60, 95% CI: 0,46–0,80) und häufiger mit Insulin (25,3% vs. 13,5%, OR: 1,68, 95% CI: 1,23–2,28) behandelt.

Schlussfolgerungen: Die Daten der DETECT Studie zeigen einen geringer ausgeprägten Zusammenhang zwischen Depression und Diabetes als in der Literatur berichtet wird. Die Prävalenz der Depression unterscheidet sich nicht wesentlich zwischen Diabetikern und Nichtdiabetikern. Die erhöhte Häufigkeit von Begleit- und Folgeerkrankungen bei T2D mit Depressionen wirft die Frage auf, ob nicht die bei Diabetikern anzutreffende Multimorbidität eine größere Rolle in Hinblick auf die Assoziation von Diabetes und Depression spielt als der Diabetes selbst.

*Förderung: unrestricted educational grant der Pfizer GmbH, Karlsruhe