Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P125
DOI: 10.1055/s-2007-982220

Behandlungskosten des Diabetes mellitus Typ II unter Berücksichtigung von weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren und Folgeerkrankungen aus Sicht der Gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland – Ergebnisse einer Kostendatenbank im Rahmen des GEMCAS (GErman Metabolic and CArdiovascular RiSk Project) Projekts

SM Fuchs 1, V Klauss 2, C Dieterle 3, F Hessel 4, J Wasem 4, P Aidelsburger 1
  • 1CAREM GmbH, Sauerlach, Germany
  • 2LMU, München, Kardiologie, Medizinische Poliklinik – Innenstadt, München, Germany
  • 3LMU, München, Abteilung für Diabetes und Endokrinologie, Medizinische Klinik – Innenstadt, München, Germany
  • 4Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Germany

Fragestellung: Der Typ 2 Diabetes mellitus (T2DM) ist häufig mit kardiovaskulären Risikofaktoren assoziiert und führt zu mikro- und makrovaskulären Spätfolgen, die zu einer erheblichen Einschränkung der Lebenserwartung führen können und hohe Kosten verursachen. Der Diabetes mellitus gehörte im Jahr 2005 mit 2,9% zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland und verursachte im Jahr 2002 Kosten von 5,1 Mrd. € (Statistisches Bundesamt). Im Rahmen des GEMCAS Projekts wurde eine Datenbank erstellt, die die Kosten für eine Behandlung des T2DM unter Berücksichtigung zeitgleich vorliegender Risikofaktoren und Folgeerkrankungen ausweist.

Methodik: Bei der Kostenerhebung wurde die Perspektive der Gesetzlichen Krankenversicherung eingenommen. Basisjahr der Preiserhebung war das Jahr 2005. Es wurden jährliche direkte medizinische Kosten erhoben, die ambulante und stationäre ärztliche Leistungen, Laborleistungen, Arzneimittel, Heil- und Hilfsmittel und Notarzteinsätze umfassten. Es wurden die durchschnittlichen jährlichen Kosten des T2DM ohne Komplikationen, T2DM mit Nephro-, Retino- und Neuropathie, mit Myokardinfarkt, Schlaganfall, Koronarer Herzkrankheit und Fußkomplikationen, sowie die Kosten kardiovaskulärer Risikofaktoren (Adipositas, HDL-Erhöhung, Erhöhung der Triglyzeride, Hypertonie) berechnet. Diese wurden zu den folgenden Diabetes-typischen Kombinationen von Erkrankungen und Risikofaktoren zusammengefasst:

  • T2DM ohne Komplikationen

  • T2DM mit einem Risikofaktor

  • T2DM mit 2–4 weiteren Risikofaktoren

  • T2DM mit mikrovaskulären Komplikationen

  • T2DM mit makrovaskulären Komplikationen

Der ermittelte Ressourcenverbrauch basierte auf Literaturdaten und einer standardisierten Expertenbefragung. Die Preise wurden den offiziellen Vergütungskatalogen (EBM 2000plus und Rote Liste) und dem pauschalierten Entgeltsystem (DRG 2005) entnommen. Die erhobenen Preise und Ressourcenverbräuche wurden in einer Kostendatenbank zusammengefasst.

Ergebnisse: Die Kostendatenbank des GEMCAS Projekts enthält detaillierte Informationen zu Ressourcenverbrauch, Preisen und den daraus resultierenden Kosten zur Behandlung des T2DM inklusive weiterer kardiovaskulärer Risikofaktoren und Folgeerkrankungen. Die durchschnittlichen jährlichen Kosten des T2DM schwanken zwischen 626 € (T2DM ohne Komplikationen), 794 € (1 Risikofaktor) und 962 € (2–4 Risikofaktoren). Beim Vorliegen von Spätfolgen des TDM2 kommt es zu einem deutlichen Kostenanstieg auf 3633 € (makrovaskuläre Komplikationen) bzw. 6276 € (mikrovaskuläre Komplikationen) pro Jahr.

Schlussfolgerung: Die durchgeführte Studie zeigt, dass die Diabetes mellitus spezifischen Risikofaktoren und Folgeerkrankungen den höchsten Kostenanteil bei der Betreuung von Patienten mit TDM2 verursacht. Daher ist die Prävention und frühzeitige therapeutische Intervention der kardiovaskulären Risikofaktoren wie Adipositas, Dyslipidämie und Hypertonie eine Erfolg versprechende Maßnahme, um die durch T2DM verursachten Kosten deutlich zu senken.