Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P100
DOI: 10.1055/s-2007-982195

Netzhautgefäßreaktion auf Flickerlicht als Parameter der endothelialen Dysfunktion: Untersuchungen an Probanden

A Hug 1, S Maier 1, J Selhorst 1, HP Hammes 1
  • 1Universitätsklinik, 5. Medizinische Klinik, Mannheim, Germany

Die endotheliale Dysfunktion ist wesentlicher Bestandteil des metabolischen Syndroms. Die Messung mittels Ultraschall am Vorderarm unterliegt großen Schwankungen, und ist stark untersucherabhängig. Retinagefäße sind der direkten Untersuchung zugänglich. Mittels Flickerlicht wird eine Dilatation von Retinagefäßen als Maß endothelialer Reaktivität induziert. Bislang ist die normale Reaktivität nur an kleinen Probandengruppen untersucht worden und wichtige vaskuläre Einflussfaktoren nicht bestimmt.

Fragestellung: Wir untersuchten an einem Kollektiv von Probanden die Variabilität der Flickerlicht-provozierten Gefäßreaktion und mögliche Beziehungen zu vaskulären Einflussfaktoren.

Methodik: In die prospektive Studie wurden 47 Probanden (25männlich, 22 weiblich, Alter 24,9±1,9 Jahre; Größe 173,1±8,4cm, Gewicht 67,6±11,8kg; BMI 22,4±2,8; RR 124,4±11,8/77,7±8,3mm Hg) mittels standardisiertem Fragebogen und dynamischer Netzhautanalyse in Mydriasis (DVA, Fa. IMEDOS, Jena) untersucht. Die Untersuchung der Retinagefäße beinhaltete 3 Perioden von Flickerlichtstimulation über 20 Sekunden gefolgt von einer jeweils 80 Sekunden langen Beobachtungsdauer. Resultate: Die mittlere arterioläre Dilatationsfähigkeit betrug 5,15±3,07% (gemessen in Arteriolen von 125,28±17,2µm Durchmesser), die mittlere venoläre Dilatation betrug 4,57±2,89% (Venolendurchmesser 148,98±17,7%). Zwischen weiblichen und männlichen Probanden bestand kein Unterschied in der Reaktivität, ebenso wurde keine Assoziation der Reaktivität zum Blutdruck ermittelt. Die dynamische Reaktivität war auch nicht mit dem arteriovenösen Quotienten der Netzhautgefäße assoziiert. Weder eine vorbestehende arterielle Hypotonie noch eine Neigung zu Vasospasmen hatte einen Einfluss auf die retinale Vasoreaktivität.

Schlussfolgerung: Die dynamische, durch Flickerlicht induzierte Vasoreaktivität der Netzhautgefäße ist eine mit geringem Aufwand leicht zu quantifizierende Methode. Vaskuläre Einflüsse durch Blutdruck oder vorbestehende vaskuläre Reaktivität sind im Normalkollektiv vernachlässigbar. Die Wertigkeit der Methode als Maß für endotheliale Vorschädigung wird vergleichend mit anderen Kollektiven, z.B. Patienten mit metabolischem Syndrom, analysiert.