Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P78
DOI: 10.1055/s-2007-982173

Retinale Gefäßweitenregulation bei Kindern und Jugendlichen

R Schiel 1, F Kovar 1, G Kramer 1, G Stein 2, W Vilser 3
  • 1Inselklinik Heringsdorf GmbH, Fachklinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten, Seeheilbad Heringsdorf, Germany
  • 2Friedrich-Schiller-Universität, Klinik für Innere Medizin, Jena, Germany
  • 3Imedos GmbH, Jena, Germany

Untersuchungen bei Erwachsenen lassen vermuten, dass die neurovaskuläre Dilatationsfähigkeit (nvD), eine Kenngröße der retinalen Gefäßweitenregulation, ein sensitiver Parameter für kardiovaskuläre Veränderungen ist. Für Kinder und Jugendliche liegen bisher kaum Daten vor. Es sollte deshalb untersucht werden, ob die nvD auch bei Kindern und Jugendlichen beeinflusst wird durch Alter, BMI, Stoffwechsellage oder Blutdruck (RR) und ob Assoziationen zu anderen kardiovaskulären Risikomarkern (z.B. Carotis Intima-Media-Dicke [IMT]) bestehen.

Methoden: Es wurden alle Kinder und Jugendlichen (n=77) mit Diabetes mellitus (n=45) und Übergewicht/Adipositas (n=32) untersucht, die vom 01.07. bis zum 31.08.2006 in unserer Klinik aufgenommen wurden. Neben der nvD (Messung bei dilatierter Pupille, Dynamic Vessel Analyzer, Imedos GmbH, Jena) wurden demographischen Daten (Alter, Diabetesdauer, BMI, BMI-SDS, Körpersegmentanalyse), Laborwerte (Nüchternblutglukose, OGTT bei Patienten mit Übergewicht/Adipositas, Lipidstatus, TSH, CRP, Kreatinin, Mikroalbuminurie), der RR (spontan und 24-h-Messung) und die IMT erfasst.

Ergebnisse: Die nvD ergab bei 77 Patienten (Alter 13,7±2,5 Jahre, BMI 25,5±6,7kg/m2, BMI-SDS 1,35±1,28, Fettmasse 32,4±16,5kg) bei Flicker-Licht-Stimulation eine Dilatation von arteriell 5,5±3,2%, venös von 5,7±3,5%. Unterschiede zw. Patienten mit Diabetes und Übergewicht/Adipositas bestanden nicht (5,7±3,4 vs. 5,3±3,1%, p=0,583). In den Untergruppenanalysen ergab sich bei Patienten mit Diabetes lediglich eine Korrelation zwischen arterieller Dilatation (aD) und Größe (r=-0,327, p=0,032) und venöser Dilatation (vD) und BMI (r=0,336, p=0,026). Bei Patienten mit Übergewicht/Adipositas bestanden Korrelationen zwischen aD und aktuellem Blutglukosewert (r=0,391, p=0,029), dem 2-h-Blutglukosewert im OGTT (r=-0,467, p=0,009), der IMT (r=0,368, p=0,042) und dem systolischen RR (p=-0,396, p=0,034). Die vD korrelierte dagegen nur mit dem diastolischen RR (r=-0,387, p=0,034). Die multivariate Analyse ergab für Patienten mit Diabetes (R-square=0,207) eine Assoziation der aD zur Größe (ß=-0,431, p=0,004) und dem aktuellen Blutglukosewert (ß=-0,385, p=0,010). Bei Patienten mit Übergewicht/Adipositas bestanden Assoziationen (R-square=0,708) zwischen aD und dem 2-h-Blutglukosewert im OGTT (ß=-0,601, p<0,001), dem aktuellen Blutglukosewert (ß=0,416, p=0,002), dem systolischen (ß=-0,446, p=0,002) und diastolischen RR der 24-h-Messung (ß=0,386, p=0,005). Die vD war mit dem aktuellen Blutglukosewert assoziiert (R-square=0,153, ß=0,439, p=0,041).

Schlussfolgerungen: Auch bei Kindern und Jugendlichen bestehen Assoziationen zwischen der nvD, Laborwerten und kardiovaskulären Risikomarkern. Die nvD scheint zur Abschätzung des kardiovaskulären Risikos möglicherweise ein sensitiverer Parameter zu sein als die IMT.