Zentralbl Chir 2007; 132(6): 515-522
DOI: 10.1055/s-2007-981373
Originalarbeiten und Übersichten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Langzeitüberleben nach kurativer Magenkarzinomoperation: Bedeutung des Geschlechts und der Splenektomie

Long-Term Survival of Curatively Operated Gastric Cancer: Influence of the Gender and SplenectomyC. Schafmayer1 , G. Jürgens1 , I. Jürgens1 , H.-J. Klomp1 , F. Fändrich1 , V. Kahlke1
  • 1Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
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Publication Date:
20 December 2007 (online)

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Zusammenfassung

Hintergund: Das durchschnittliche Langzeitüberleben von kurativ operierten Magenkarzinompatienten ist mit 25 % 5-Jahres-Überlebensrate nach wie vor schlecht. Bei Patienten mit kurativ operiertem kolorektalem Karzinom konnte ein Effekt des Geschlechts auf das Langzeitüberleben mit einem verbesserten Überleben für Frauen gezeigt werden. Die Immunfunktion des einzelnen Patienten beeinflusst wesentlich das Langzeitüberleben, da eine intakte Immunfunktion für die Tumorzelleleminierung wichtig ist. Das Geschlecht und eine erfolgte Splenektomie beeinflussen die postoperative Immunfunktion erheblich. Daher stellt sich die Frage, inwieweit das Geschlecht und eine im Rahmen der Operation erfolgte Splenektomie das Langzeitüberleben nach kurativer Magenkarzinomchirurgie beeinflussen. Methodik: In einer retrospektiven Analyse von 505 Patienten mit Magenkarzinom, die im Zeitraum von 01.01.1992 bis 31.12.2002 behandelt wurden, konnten 243 Patienten (48,1 %) mit eindeutigem Tumorstadium nach UICC (1997) kurativ, d. h. R0, reseziert werden. Für alle Patienten wurden die soziodemografischen, operativen, histomorphologischen und postoperativen Daten getrennt nach Geschlecht ermittelt und mittels log-rank-Test (Überleben) und Chi-Quadrat-Test (Verteilungen) verglichen. Eine Multivariate Analyse wurde mittels Cox Regression durchgeführt. Das Signifikanzniveau wurde auf p < 0,05 festgesetzt. Ergebnisse: Die soziodemografischen, histopathologischen und operativen Daten der beiden Geschlechter waren sehr gut vergleichbar. Die Morbidität zwischen Männer und Frauen war nicht signifikant unterschiedlich. Männer hingegen hatten postoperativ häufiger eine Sepsis (p < 0,05). Im Hinblick auf das Langzeitüberleben zeigte sich kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Auch das stadienadaptierte Überleben unterschied sich nicht. Im Gegensatz hierzu hatte die Splenektomie einen signifikanten Einfluss auf das Langzeitüberleben. Frauen, bei denen die Milz bei der Operation erhalten wurde, hatten ein signifikant verbessertes Langzeitüberleben im Vergleich zu Männern mit erhaltener Milz (5-JÜ) (p < 0,05). Weiterhin hatten diese Frauen ein signifikant verbessertes Überleben im Vergleich zu den Frauen, bei denen eine Splenektomie im Rahmen der Operation durchgeführt wurde (p < 0,05). Dieser Unterschied zeigte sich bei den Männern nicht. Bei der isolierten Betrachtung der Geschlechter zeigte sich bei den Männern nur das Tumorstadium als Prediktor für das Langzeitüberleben, während bei den Frauen sich neben dem Tumorstadium auch die Lymphadenektomie und die Sepsis als Einflussfaktoren für das Langzeitüberleben zeigten. Schlussfolgerung: Prognosefaktoren für das Langzeitüberleben bei der onkologisch durchgeführten Gastrektomie sind abhängig vom Geschlecht und sollten bei der Betrachtung und Auswertung von Karzinompatienten geprüft werden, um so mehr geschlechterspezifische Patienten- bzw. Überlebensdaten zu erlangen.

Abstract

Background: Despite advances in operative technique long-term survival of curatively operated gastric cancer patients still remains poor with 5-year-survival of 25 %. Gender differences have been recognized in patients with colorectal carcinoma with a higher 5-year-survival of women. The long time-survival of the individual patient is closely dependent on his immunofunction. If a splenectomy has to be carried out, the postoperative immunofunction will be affected considerably. Thus, the question arises as to how far gender and splenectomy influence the long time-survival after curative gastric cancer surgery. Methods: In a retrospective analysis of 505 patients with gastric cancer who had been treated between the years 1992 and 2002, a curative resection, i. e. R0, could be performed in 243 patients (48.1 %) with a definite classified tumour stadium according to the UICC (1997). The sociodemographic, operative, histomorphologic and postoperative data of each patient were collected, stratified by gender and compared using log-rank-test (survival) and chi-square-test (distribution). Multivariate analysis was performed by cox regression. The level of significance was set at p < 0.05. Results: The sociodemographic, histopathologic and operative data between the two genders were comparable. The morbidity between men and women was not significant. However the rate of postoperative sepsis was higher in men (p < 0.05). With regard to the long-term survival, no difference could be shown between the two groups. However, splenectomy had a significant effect on long time-survival. Women with preserved spleen had a significantly improved five-year-survival rate as compared to women undergoing splencetomy and men with preserved spleen (p < 0.05). Multivariate analysis revealed only the tumour stage as a predictor for long time-survival in men, whereas in women the extend of lymphadenectomy and sepsis also influenced long time-survival. Conclusion: Long time-survival of curatively operated gastric cancer patients is gender dependent in terms of splenectomy. Therefore, gender differences should be taken into account in analysing long-term data of oncological patients.