Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211(4): 138
DOI: 10.1055/s-2007-981316
Nachruf

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nachruf Karl Bauer

Obituary Karl BauerK. Vetter
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Publication Date:
29 August 2007 (online)

Karl Bauer wird Spuren in der klinischen Landschaft der Perinatalmedizin hinterlassen. Er, der so ruhig und ohne großes Aufhebens immer präsent war, wenn im Sinn der kleinsten Frühgeborenen, aber auch bei kranken Kindern Handlungsbedarf bestand, ist am 15.7.2007 erst 48-jährig einer heimtückischen Krankheit zum Opfer gefallen.

Karl Bauer war keiner Region verpflichtet; so studierte er in München und Edinburgh, kam 1986 für seine Weiterbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin aber wieder zurück nach München ans von Haunersche Kinderspital der Ludwig-Maximilians Universität.

Zwischen 1991 und 1992 ging er für einen Forschungsaufenthalt in die USA an die Medical School der Brown University in Providence, Rhode Island, um anschließend nach Berlin zu wechseln, wohin Prof. Versmold inzwischen gezogen war. Bis 2003 schaffte er an der Kinderklinik am Klinikum Benjamin Franklin der Freien Universität, später Humboldt Universität, eine vorbildliche Karriere. Klinisch ging es vom Oberarzt zum leitenden Oberarzt. Wissenschaftlich folgte auf die Habilitation 1995 die außerplanmäßige Professur im Jahr 2000. Davor lag noch die besondere Anerkennung mit dem Wissenschaftspreis der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin 1997. Nach der Emeritierung von Volker von Loewenich 2003 erfasst Karl Bauer die Chance, seine Nachfolge anzutreten, sich also vollkommen neu zu orientieren als Universitätsprofessor für Kinderheilkunde mit dem Schwerpunkt Neonatologie an der J. W. Goethe Universität Frankfurt am Main. Einige Zeit später übernahm er nach zwei Jahren als Vizepräsident die 2-jährige Präsidentschaft der interdisziplinären Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin. In dieser Zeit zeigte er seine zielgerichteten diplomatischen Fähigkeiten besonders in medikopolitischen kritischen bzw. kontroversen Situationen. Er war maßgeblich involviert und federführend bei Treffen zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften, die Mutter und / oder Kind zum Inhalt haben. So kam es u. a. zur interdisziplinären vorbildlichen Einigung von 6 Fachgesellschaften auf die AWMF-Leitlinie: Empfehlungen für die strukturellen Voraussetzungen der perinatologischen Versorgung in Deutschland der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin, Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin.

Er war erfolgreicher Mitherausgeber der traditionellen interdisziplinären Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie, der ZGN. Und nicht zuletzt war er Herausgeber des am 8. Juli 2007 publizierten und seitdem intensiv diskutierten Schwerpunkthefts zur perinatalen Versorgung (ZGN 2007; 211 [3]: 105). An diesem Heft wird noch einmal sichtbar, worum es Karl Bauer in seiner beruflichen Tätigkeit ging, nämlich eine optimale Medizin für alle Kinder, insbesondere die kleinsten Frühgeborenen. Die dazu benötigten strukturellen, personellen und finanziellen Voraussetzungen sollten auf Basis wissenschaftlicher Ergebnisse erarbeitet und schließlich als Konzept gestaltet und sine ira et studio umgesetzt werden.

Karl Bauer war ein besonderer Mensch, modern in seinem kollegialen interdisziplinären Ansatz, verbindlich, zuverlässig, immer gesprächsbereit und dabei grundsätzlich konstruktiv und dabei herzlich. Sein Tod reißt eine in vieler Hinsicht schmerzliche Lücke; und so sind nun wir gefragt, auf der von ihm geschaffenen Grundlage die noch unvollendeten zukunftweisenden Modelle im Sinn von Karl Bauer schließlich für die interdisziplinär von uns gemeinsam betreuten Familien umzusetzen.

Klaus Vetter 14.8.2007

Prof. Dr. med. K. Vetter

Klinik für Geburtsmedizin · Perinatalzentrum · Vivantes Klinikum Neukölln

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