Pneumologie 2007; 61(9): 610
DOI: 10.1055/s-2007-980068
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Pneumonia alertsS.  Ewig1
  • 1Thoraxzentrum Ruhrgebiet, Kliniken für Pneumologie und Infektiologie, EVK Herne und Augusta-Kranken-Anstalt Bochum
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Publication Date:
30 July 2007 (online)

Arnold FW et al. A worldwide perspective of atypical pathogens in community acquired pneumonia. AJRCCM 2007; 175: 1086 - 1093

Die Bedeutung atypischer Erreger bei hospitalisierten Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie ist immer noch Gegenstand von Kontroversen. In dieser Arbeit wurde die Inzidenz einer ambulant erworbenen Pneumonie durch atypische Erreger in unterschiedlichen Regionen der Welt erfasst, darüber hinaus der Anteil der Patienten, der eine Behandlung erhielt, die diese Erreger im Spektrum hatten. Besonderes Interesse galt darüber hinaus der Untersuchung des Effektes einer antimikrobiellen Therapie unter Einschluss eines Spektrums gegen atypische Erreger.

Zwei umfassende internationale Datenbasen wurden der Analyse zugrundegelegt, dabei wurden Patienten aus Nordamerika (I), Europa (II), Lateinamerika (III) und Asien und Afrika (IV) verglichen. Insgesamt wurden 4337 Patienten analysiert, dabei war die Inzidenz einer ambulant erworbenen Pneumonie durch atypische Erreger 22, 28, 21 und 20 % in den jeweiligen Regionen. Der Anteil der Patienten, der eine antimikrobielle Therapie mit Wirksamkeit gegen atypische Erreger erhielt, betrug 91, 74, 53 bzw. 10 %. Entsprechend behandelte Patienten hatten eine kürzere Zeit bis zur klinischen Stabilität (3,2 versus 3,7 Tage), eine kürzere Hospitalisierungszeit (6,1 versus 7,1 Tage), eine reduzierte Letalitätsrate (7 versus 11,1 %) sowie eine geringere Pneumonie-assoziierte Letalität (3,8 versus 6,4 %).

Beurteilung: Diese Studie scheint zu belegen, dass atypische Erreger bei hospitalisierten Patienten eine relevante Rolle spielen, dabei ist der Anteil an diagnostizierten atypischen Erregern mit 20 - 28 % relativ homogen über alle Regionen verteilt. Die besseren klinischen Ergebnisse bei Patienten, die eine Behandlung gegen diese Erreger erhielten, sind bemerkenswert. Dies gilt insbesonders für die Letalitätsrate. Auch hier stellt sich jedoch die Frage, ob diese Ergebnisse auf die Behandlung der atypischen Erreger zurückzuführen ist oder ob andere Mechanismen eine Rolle spielen. Die Möglichkeiten reichen von einer besseren Behandlung durch Verminderung der Wahrscheinlichkeit einer mikrobiellen Resistenz gegen eine der applizierten antimikrobiellen Substanzen, dem Vorhandensein von unerkannten multiplen Ätiologien bis hin zu antiinflammatorischen Effekten der Makrolide oder Chinolone. Weitere Arbeiten zu diesem Thema sind zu erwarten.

Prof. Dr. med. Santiago Ewig

Thoraxzentrum Ruhrgebiet, Kliniken für Pneumologie und Infektiologie, EVK Herne und Augusta-Kranken-Anstalt

Bergstraße 26

44791 Bochum

Email: ewig@augusta-bochum.de

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