Ultraschall Med 2007; 28(2): 129-130
DOI: 10.1055/s-2007-979664
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Chronischer Leberabszess durch Zahnstocherperforation des Gastrointestinaltrakts

Chronic Abdominal Liver Abscess Caused by Toothpick Perforation of the Gastrointestinal Wall
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Publication Date:
21 May 2007 (online)

 

Ein 64jähriger Mann wurde im Krankenhaus stationär aufgenommen wegen seit sechs Monaten bestehender rechtsseitiger Oberbauchschmerzen. Er litt an zunehmender Müdigkeit und hatte in einem Jahr 10 Kilogramm an Gewicht abgenommen. Bei der Aufnahme betrug die Körpertemperatur 37° C, es bestand eine Leukozytose von 54.000/mm3, das CRP betrug 201 mg/l. Bei der abdominellen Ultraschalluntersuchung wurde eine verkapselte inhomogene Formation in den Lebersegmenten V und VI nachgewiesen, die bis zum rechten Colon reichte, mit einer strangförmigen dünnen 5 cm langen echoreichen Struktur. Es wurde ein Abszess vermutet (Abb. [1]). In der mit einer 20-G-Nadel gewonnenen Punktionsflüssigkeit wurden Streptococcus anginosus und Citrobacter freundii nachgewiesen. Eine antibiotische Therapie mit Imipinem wurde eingeleitet. Da wir einen Fremdkörper in der Leber vermuteten und bei dem Patienten anamnestisch kein Trauma bekannt war, wurde eine Endoskopie des oberen Gastrointestinaltrakts (mit einem Coloskop bis distal des Treitz'schen Bandes) sowie eine Coloskopie bis zum Coecum durchgeführt, die aber keine Veränderungen der Intestinalschleimhaut ergaben. Der Abszess wurde laparoskopisch reseziert und drainiert, und ein hölzerner Zahnstocher wurde entfernt (Abb. [2]). Die rechte Colonflexur war mit der Leberoberfläche verbacken, und der Abszess eröffnete sich spontan, als die beiden Organe separiert wurden. Wir können daher postulieren, dass es an dieser Stelle zur Perforation des Darmes und zur Penetration der Leber gekommen war. Der Patient erholte sich innerhalb weniger Tage und konnte ohne jegliche Komplikationen entlassen werden. Zwölf Monate später geht es ihm immer noch gut.

Der Zahnstocher war vom Patienten unbemerkt verschluckt worden und wanderte durch die Darm- oder Colonwand, um schließlich den Leberabszess hervorzurufen. Der lange klinische Verlauf bis zur Diagnose ist ungewöhnlich.

Abb. 1 Sonografie-Bild des hepatischen/subhepatischen Abszesses mit einem echoreichen Fremdkörper (5MHz, harmonic imaging). Der Abszess reichte bis zu einem Darmabschnitt, der intraoperativ als rechte Colonflexur identifiziert wurde.

Fig. 1 Ultrasound image of the hepatic/subhepatic abscess with hyperechoic foreign body (5 MHz, harmonic imaging). It extended towards an intestinal structure intraoperatively identified as the right colic flexure.

Abb. 2 Hölzerner Zahnstocher, der entfernt wurde

Fig. 2 Extracted wooden toothpick.

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