OP-Journal 2005; 21(3): 214-219
DOI: 10.1055/s-2007-977774
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Allgemeine Infektionsrisiken und ihr Einfluss auf die Heilung von Knochen und Weichteilen

Philipp Wagner, Carsten Hopf, Karl Heinrich Winker
Further Information

Publication History

Publication Date:
12 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Die Prävention von Infektionen sollte oberstes Ziel der chirurgischen Therapie sein. Die exakte Evaluierung des Patienten und seine Komorbidität decken eventuell vorhandene allgemeine Risikofaktoren für eine Wundheilungsstörung auf. Nicht selten handelt es sich um multifaktoriell belastete Patienten, deren Risikofaktoren sich gegenseitig potenzieren können. Häufig liegen Erkrankungen der Perfusion vor, wobei zwischen arterieller, venöser und einer gemischten Insuffizienz unterschieden werden muss, um eine korrekte Therapie einleiten zu können. Da der Grundumsatz allein durch das Operationstrauma und die benötigten Bausteine zur Wundheilung auf das Doppelte ansteigen können, sind mangelernährte Patienten besonders gefährdet. Die gesellschaftlich anerkannten Süchte „Nikotin” und „Ethanol” haben direkt oder indirekt, wie beispielsweise die Incompliance bei Alkoholikern, erhebliche negative Auswirkungen. Starke Raucher haben eine um das Dreifache erhöhte Komplikationsrate bei der Wundheilung, alkoholkranke Patienten zeigen eine bis zu viermal höhere postoperative Infektrate und eine bis um das Zehnfache verlängerte Frakturheilung. Bei einem ungenügend eingestellten Diabetes mellitus findet sich ein bis zu fünffach gesteigertes Wundheilungsstörungsrisiko. Die immer mehr an Bedeutung zunehmende Gruppe der älteren und alten Patienten zeigt, bedingt durch verminderten Knochenstoffwechsel und der verminderten biologischen Potenz, ebenfalls ein um das Dreifach gesteigertes Wundheilungsrisiko. In diesem Zusammenhang erlangt die suffiziente Therapie der Osteoporose einen erheblichen Stellenwert auch in der Prävention von Refrakturen.

In der heutigen operativen Medizin tritt daher die Indikationsstellung, unter besonderer Berücksichtigung der individuellen Risikoprofile des Patienten, neben der technischen Durchführbarkeit eines Eingriffes immer mehr in der Vordergrund.