OP-Journal 2003; 19(2): 132-138
DOI: 10.1055/s-2007-977625
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Beckenringfrakturen - interne Stabilisation

Ralf Breuer, Andreas David
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Publication Date:
12 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Interne Osteosynthesen bei instabilen Beckenfrakturen sind für die betroffenen Patienten wesentlich komfortabler als externe Fixationen. Zudem ist ihre mechanische Festigkeit allen Fixateur externe Montagen überlegen. Während A-Frakturen nur selten einer Osteosynthese bedürfen, werden vor allem instabile B- und C-Frakturen operativ versorgt. Voraussetzung für die Durchführung der meist offenen Repositionen und anschließenden internen Fixationen sind neben einer besonderen Erfahrung des gesamten Operationsteams eine optimale Lagerung, die eine Darstellung des Beckenringes in den 3 wichtigsten Ebenen während der gesamten Operation erlaubt. Neben dem 4,5-mm-Instrumentarium und den 4,5-mm-Platten einschließlich der Rekonstruktionsplatte werden nur wenige Spezialinstrumente benötigt wie etwa übergroße Beckenrepositionszangen (z.B. Jungblutzange). Bei B-Frakturen überwiegen die ventralen Plattenosteosynthesen der Symphyse mit 4,5-mm-Platten und entsprechenden Schrauben. Bei hoch instabilen Brüchen mit ausgeprägter Diastase der Symphyse ist eine Fixation mit 2 Platten sinnvoll. Bei Frakturen mit vertikaler Instabilität (C-Frakturen) ist in der Regel eine ventrale und dorsale Osteosynthese indiziert. Die Reposition erfolgt offen und beginnt in der Regel dorsal. Es werden entweder transiliosakrale Schraubenosteosynthesen oder Doppelplatten verwendet, die über einen anterolateralen Zugang ventral am dorsalen Beckenring implantiert werden. Bei extremer Dislokation des ventralen Beckens kann es bei C-Frakturen hilfreich sein, zunächst die ventrale Osteosynthese durchzuführen und im zweiten Schritt die dorsale Stabilisierung vorzunehmen. Bei hochgradiger vertikaler Instabilität muss eine zusätzliche vertebropelvine Abstützung vom hinteren oberen Beckenkammsporn zur Bogenwurzel LWK 5 oder 4 über einen Fixateur interne erwogen werden. Diese reduziert das Risiko einer Redislokation des lateralen Beckenanteiles nach kranial. Das Timing ist entscheidend für die Überlebensprognose nach schwersten Beckentraumata. Zunächst muss eine Stabilisierung der vitalen Funktionen und eine suffiziente Blutstillung angestrebt werden. Passagere Fixationstechniken (Beckenzwinge, ventrale Kompression über Fixateur externe) können notwendig werden, um eine Massenblutung zu stoppen. Definitive Osteosynthesen werden nach Stabilisierung der Vitalfunktionen ausgeführt. Wesentliche intraoperative Komplikationen bei ventralen Osteosynthesen sind die Verletzung der Blase und der Samenleiter. Bei dorsalen Osteosynthesen kann eine Läsion der Nervenwurzeln und des Plexus lumbosacralis auftreten. Infektionen treten überwiegend bei ausgedehnten dorsalen Zugängen auf.