OP-Journal 2003; 19(2): 94-98
DOI: 10.1055/s-2007-977619
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Chirurgische Anatomie von Beckenring und Azetabulum, osteoligamentäre Strukturen, neurovaskuläre Strukturen und Weichteile

Hagen Schmal, Christof Klemt, Norbert P. Südkamp
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. April 2007 (online)

Zusammenfassung

Das Becken ermöglicht die Kraftübertragung vom Rumpf auf die unteren Gliedmaßen. Entsprechend der starken mechanischen Beanspruchung wird die Grundlage durch den aus Kreuzbein und den beiden Hüftbeinen bestehenden, kräftigen Beckenring gebildet. Die gleichzeitig notwendige Elastizität wird durch die zugbrückenartige, ligamentäre Aufhängung des Kreuzbeins sowie durch den ventralen Schluss des Rings durch die Symphyse erreicht. Die kaudale Begrenzung des Beckens wird durch eine muskulösbindegewebige Platte, den Beckenboden, gebildet, wodurch die Beckenorgane Halt und Schutz finden. Auch wenn die Inzidenz der Beckenfrakturen nur ca. 5 % aller Frakturen ausmacht, ist die Letalität mit etwa 8 % relativ hoch. Dies ergibt sich ursächlich aus den anatomischen Voraussetzungen, da erst hohe Kräfte zu einer Zerstörung der Integrität des Beckenringes führen. Dann kann auch die protektive Funktion für die Gefäße, Nerven und Organe des Beckens aufgehoben sein, was zu dem Begriff des Komplextraumas des Beckens führt, wobei es zu einer Verletzung dieser Strukturen kommt. Bei einer Inzidenz von etwa 14 % steigt die damit verbundene Letalität auf ca. 20 %, was die Wichtigkeit der anatomischen Beziehungen zu den Beckenorganen verdeutlicht. Letztendlich resultiert aus dem Verständnis der Anatomie des Beckens die Ableitung der Verletzungsklassifizierung mit der daraus folgenden Therapiestrategie.

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