Rofo 2007; 179 - VO_308_3
DOI: 10.1055/s-2007-977026

Das intravertebrale Vakuumphänomen als spezifisches Zeichen einer Osteonekrose – Radiologischer und histologischer Vergleich bei Wirbelfrakturen

M Libicher 1, A Appelt 2, I Berger 2, G Nöldge 2, I Grafe 2, PJ Meeder 2, C Kasperk 2, GW Kauffmann 2
  • 1Klinikum der Universität zu Köln, Radiologie, Köln
  • 2Heidelberg

Ziele: Diese Studie untersuchte die Häufigkeit des intravertebralen Vakuumphänomens und von aseptischen Osteonekrosen in Wirbelkörperfrakturen. Wir haben dazu Biopsien aus Wirbelkörpern untersucht, die vor einer Ballonkyphoplastie entnommen wurden. Zur Bestimmung der Häufigkeit des intravertebralen Vakuumphänomens wurden Computertomograhpien der Wirbelsäule evaluiert. Methode: Es wurden Daten von 266 konsekutiven Patienten evaluiert, die von 2002 bis 2004 mit 501 Ballonkyphoplastien therapiert wurden. Bei 180 Patienten (68%) konnten wir ausreichend Knochengewebe für die histologische Beurteilung entnehmen (125 Frauen, 55Männer, 63±12 Jahre). Die Knochenbiopsien wurden beurteilt hinsichtlich einer Osteoporose, Infektion, Malignität und Osteonekrose. Die präoperativ durchgeführten CT-aufnahmen der Wirbelsäule wurden untersucht, um die Häufigkeit des intravertebralen Vakuumphänomens zu bestimmen. Ergebnis: Die histologische Auswertung ergab im Kollektiv der 180 Patienten 135 Osteoporosen (75%), 20 Malignome (11%) und 13 aseptische Osteonekrosen (7%). Bei 12 akuten traumatischen Frakturen (7%) ergab sich kein weiterer pathologischer Befund. Die 13 Patienten mit Osteonekrose (9 Frauen, 4Männer, 67±9 Jahre) zeigten keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich Alter oder Geschlecht im Vergleich zum Gesamtkollektiv.

Die 4-Felder-Tafel zeigte eine hoch signifikante Assoziation von Vakuumphänomen und Osteonekrose (p<0,0001).

Das intravertebrale Vakuumphänomen war bei 12 Patienten (7%) vorhanden, davon hatten 11 Patienten ein Osteonekrose. Von den 13 Patienten mit einer Osteonekrose zeigten 11 Patienten ein Vakuumphänomen (85%). 166 von 167 Patienten ohne Osteonekrose hatten auch kein Vakuumphänomen (99%). Schlussfolgerung: In unserem Kollektiv von 180 Patienten mit Wirbelfrakturen ergab sich eine Häufigkeit von 7% für das intravertebrale Vakuumphänomen und von aseptischen Osteonekrosen. Es zeigte sich eine hoch signifikante Assoziation von Vakuumphänomen und Osteonekrose. Das Vakuumphänomen hatte dabei eine Sensitivität von 85% und eine Spezifität von 99% hinsichtlich einer histologisch gesicherten Osteonekrose.

Unsere Ergebnisse sprechen für die Hypothese, dass ein intravertebrales Vakuumphänomen eine nicht heilende Wirbelfraktur repräsentiert, die aufgrund der lokalen Knochenischämie in eine Pseudarthrose des Wirbelkörpers mündet.

Korrespondierender Autor: Libicher M

Klinikum der Universität zu Köln, Radiologie, Kerpenerstr. 62, 50937 Köln

E-Mail: martin.libicher@uk-koeln.de