Rofo 2007; 179 - VO_207_6
DOI: 10.1055/s-2007-976847

Neurointerventionelle Behandlung von Mediaaneurysmen

AM Schilling 1, A Gertz 1, S Hammersen 1, KJ Wolf 1
  • 1Charite Cambus Benjamin Franklin, Radiologie, Berlin

Ziele: Die neurointerventionelle Therapie (Coiling) hat sich heute weitgehend bei der Therapie von cerebralen Aneurysmen durchgesetzt. Umstritten ist der endovaskuläre Ansatz noch beim Mediaaneurysma. Die klinischen Ergebnisse seien nach Coiling eines Mediaaneurysmas schlechter als bei Aneurysmen anderer Lokalisationen. Methode: Eingeschlossen wurden in die Studie 79 Patienten mit Mediaaneurysmen, die zwischen dem 1.1.2001 und dem 30.6.2006 in unserer Klinik neurointerventionell behandelt wurden. Da in unserem Haus nahezu alle Aneurysmen endovaskulär versorgt werden, haben wir zum Vergleich 112 konsekutive Patienten mit anderen Aneurysmen, die zwischen 1.1.2003 und 31.12.2005 endovaskulär versorgt wurden, als Kontrollgruppe herangezogen. Von der Mediaaneurysmagruppe kamen 52 Patienten akut mit einer Subarachnoidalblutung (SAB) und 27 elektiv. In der Vergleichsgruppe erlitten 71 Patienten eine SAB.

Zur klinischen Kontrolle dienten der Verlauf nach 1 Jahr und/oder der Entlassungsbefund. Ergebnis: Sämtliche Aneurysmen konnten primär vollständig oder nahezu vollständig verschlossen werden. In keiner der beiden Gruppen kam es zu einer Blutung nach Coiling. In der Mediaaneurysmagruppe mussten nach 1 Jahr 2 Patienten noch einmal behandelt werden, bei den anderen Lokalisationen waren es 16 Patienten. In der Verlaufskontrolle 1 Jahr nach SAB zeigten keinerlei neurologische Defizite 42% der Patienten in der Mediaaneurysmagruppe und 49% der anderen Lokalisationen, geringe Defizite 26% gegenüber 36%, erhebliche Behinderungen 6% gegenüber 21%. In der Mediaaneurysmagruppe verstarben jedoch 26% im Vergleich zu 4%, wobei aber auch der Anteil an Patienten mit einem Stadium von Hunt&Hess 4 bis 5 bei der Mediaaneurysmagruppe 40% gegen 28% in der Vergleichsgruppe betrug. Bei den elektiv therapierten Mediaaneurysmen wie auch in der Vergleichsgruppe kam es in keinem Fall zu schweren Defiziten oder dem Tod eines Patienten. Schlussfolgerung: Die kurz- und mittelfristigen klinischen Ergebnisse nach Coiling von Mediaaneurysmen sind in etwa genauso gut wie bei Aneurysmen anderer Lokalisationen. Die in unserer Gruppe hohe Mortalität ist auf die primär schlechtere klinische Präsentation zurückzuführen. Die geringere Recoilingrate liegt wahrscheinlich an dem Fehlen von Riesenaneurysmen oder breitbasigen großen Aneurysmen im Mediastromgebiet. Somit ergibt sich nach unseren Erfahrungen kein Grund Mediaaneurysmen immer noch chirurgisch zu versorgen.

Korrespondierender Autor: Schilling AM

Charite Cambus Benjamin Franklin, Radiologie, Hindenburgdamm 30, 12203 Berlin

E-Mail: andreas.schilling@charite.de