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DOI: 10.1055/s-2007-976344
Bei Patienten mit einer Temporallappenepilepsie generalisieren Versivanfälle häufiger als Anfälle mit einer Dystonie: Eine Video-EEG Studie zur Rolle der Basalganglien auf die Anfallsevolution
Fragestellung: Die meisten Anfälle bei Patienten mit einer Temporallappenepilepsie (TLE) sind durch orale und manuelle Automatismen charakterisiert, denen eine epigastrische Aura vorausgeht. Kopfversion, Dystonie der Hände und sekundäre Generalisierung reflektieren die Ausbreitung der epileptischen Anfallsaktivität. Das Ziel der vorliegenden Studie war es zu klären ob unterschiedliche Ausbreitungsmuster bei Temporallappenepilepsien zu einer häufigeren Generalisierung führen als andere.
Methoden: Wir durchsuchten die Datenbank des Epilepsiemonitorings der Universität München auf die Begriffe Dystonie, Version und Temporallappenepilepsie (TLE). Die ersten 61 Patienten mit einer TLE und einer Anfallsevolution die durch eine Dystonie (n=23) oder Version (n=38) gekennzeichnet waren, wurden in die Studie eingeschlossen. MRT und EEG-Video-Aufzeichnungen lagen bei allen Patienten vor. Es wurden 82 Anfälle mit einer Dystonie intraindividuell mit 68 Anfällen dieser Patienten ohne Dystonie verglichen. Zusätzlich verglichen wir 65 Versivanfälle mit 163 Anfälle derselben Patienten ohne Version. Alle Anfallsevolutionen wurden prospektiv mittels einer semiologischen Anfallsklassifikation unabhängig von anderen klinischen Untersuchungsergebnissen eingeordnet.
Ergebnisse: Die Rate der sekundären Generalisierung war bei Versivanfällen signifikant größer (86%, 56 von 65) als bei Anfällen mit einer Dystonie (17%, 14 von 82) (p<0,001). Der Vergleich der Rate der sekundären Generalisierung bei den gleichen Patienten mit und ohne Dystonie (ohne Version) zeigte, dass die Rate der sekundären Generalisierung bei Anfällen mit Dystonie größer war (17% vs. 3%). Die Rate der Generalisierung war jedoch bei den Versivanfällen deutlich höher: 12% der Anfälle generalisierten sekundär wenn keine Version auftrat, im Gegensatz dazu 86% nach Versivanfällen.
Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit einer TLE führt die Ausbreitung der epileptischen Aktivität ins frontale Augenfeld, welches bei der Generierung der Kopfversion involviert ist, eher zu einer sekundären Generalisierung als die Ausbreitung in die Basalganglien, die als Generator der Dystonie gelten. Diese Ergebnisse könnten die inhibierende Rolle der Basalganglien bei der Ausbreitung von epileptischer Aktivität unterstützen.