Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P212
DOI: 10.1055/s-2007-976340

Untersuchungen zur Häufigkeit pathologischer Befunde im Routine-Elektroenzephalogramm einer psychiatrischen Universitätsklinik

J Zielasek 1, D Gessner-Özokyay 1, R Weierstall 1, J Brinkmeyer 1
  • 1Düsseldorf

Fragestellung: Durch die Einführung der atypischen Neuroleptika und eine Zunahme älterer Patienten mit Demenzen hat sich das Potential für pathologische Befunde in der Routine-Elektroenzephalographie (EEG) bei Patienten mit psychischen Störungen verändert. Wir untersuchten daher die Art und Häufigkeit von EEG-Veränderungen im Alltag des EEG-Labors einer psychiatrischen Universitätsklinik.

Methoden: Analyse der Befunde von Routine-Wach-EEG-Untersuchungen im Laufe des Monats Oktober 2006 der Rheinischen Kliniken Düsseldorf. Die EEGs wurden von zwei verschiedenen Befundern getrennt voneinander untersucht, beide mit mehrjähriger Erfahrung in der EEG-Analyse. Unterschiedliche Befundinterpretationen wurden durch Diskussion der Graphoelemente entschieden. Ableitungsdauer 20 Minuten mit 24 Kopfhaut-Elektroden inklusive Elektrookulogramm und Elektrokardiogramm. Als Provokationsverfahren wurde die Hyperventilation eingesetzt.

Ergebnisse: Im Oktober 2006 wurden 124 EEGs abgeleitet (45Männer, 79 Frauen). Die Mehrheit der Untersuchten befand sich in stationärer psychiatrischer Behandlung (97 stationär, 26 ambulant). Das Alter lag bei 9–89 Jahren (Median 43 Jahre). Es dominierten affektive Störungen (43%) und Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis (33%). Der Grundrhythmus lag bei 6–14/s (Median 10/s). In 90 Fällen wurden auffällige Befunde festgestellt (73%), am häufigsten waren das Einschlafen (47%), Medikamenten-Einflüsse (36%), leichtere Vigilanzschwankungen (31%) und Zeichen mangelnder Entspannung (22%). Epilepsie-typische Graphoelemente kamen nur bei 7 Patienten (6%) zur Darstellung. Durchgehende Grundrhythmusverlangsamungen, die nicht auf Vigilanzschwankungen zurückgeführt werden konnten, wurden nur in einem Fall gefunden. Die Hyperventilation erbrachte keine zusätzlichen Erkenntnisse.

Schlussfolgerungen: Schwerwiegende pathologische Graphoelemente waren selten. Verlangsamungen des Grundrhythmus waren häufig, meist jedoch Ausdruck von Vigilanzschwankungen. Neben Vigilanzstörungen traten häufig Hinweise für Medikamenten-Einflüsse auf. Bei der Beurteilung des psychiatrischen Routine-EEGs ist daher besonders auf Vigilanzschwankungen zu achten. Außerdem sind genaue Angaben zur aktuellen Medikation in Anbetracht der Häufigkeit von wahrscheinlich durch die Medikation bedingten EEG-Veränderungen sehr wichtig.