Dtsch Med Wochenschr 2007; 132(12): 633
DOI: 10.1055/s-2007-973592
Korrespondenz | Correspondence
Leserbrief
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β2-Sympathomimetika: Gefahren in der Asthmatherapie? Lehren aus der SMART1-Studie

Zum Beitrag aus DMW 1/2/2007R. Riedl-Seifert
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Publication Date:
14 March 2007 (online)

Hiermit darf ich mich auf die Übersicht von Gillissen et al. [1] in DMW 1/2/2007 beziehen. Was immer einer Asthma-Erkrankung zugrunde liegen mag - Allergie oder nicht -, pathophysiologisch handelt es sich um eine Entzündung und Überreagibilität der Bronchien. Das oberste Therapie-Gebot heißt deshalb Antinflammation - eine Dauerbehandlung, für die mit inhalativen Steroiden, Cromonen und Antileukotrienen eine ganze Palette an Möglichkeiten zur Verfügung steht.

Bronchodilatation mit kurz- oder langwirkenden Betamimetika (SABA, LABA) ist letztlich nicht mehr als eine (manchmal sehr wichtige) Krücke, um im akuten Stadium die beängstigende Atemnot zu beheben. Jedoch besteht bei suffizienter Entzündungskontrolle keine Notwendigkeit, routinemäßig zu welchen SABA oder LABA auch immer zu greifen. Denn: Unter konsequenter antiinflammatorischer Therapie gehen Exazerbationen und Hyperreagibilität deutlich zurück.

Umso mehr beunruhigt mich, dass immer häufiger Fix-Kombinationen aus Steroiden und LABA verschrieben werden, nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder. Man gewinnt fast den Eindruck, als ob die Verordnung der Einzelsubstanzen (Steroide, Betamimetika) der „good medical practice” widersprechen würde. Dabei sollte - nicht erst seit der SMART-Studie - angesichts der schlechten Studienlage zu Wirksamkeit und Sicherheit von Betamimetika v. a. im Kindesalter mit diesen Substanzen so sparsam wie möglich umgegangen werden.

Es kann nicht sein, dass man aus Faulheit (pseudowissenchaftlich als Compliance-Gründe verbrämt) automatisch zur Fix-Kombi greift, wo ein Steroid völlig genügen würde. Sicherlich gibt es Indikationen für die Fix-Kombinationen, bei asthmakranken Erwachsenen zweifellos häufiger als bei Kindern. Für das Gros antientzündlich konsequent behandelter Kinder und einem nicht unerheblichen Anteil der erwachsenen Asthmatiker gilt dies jedenfalls nicht.

Ich bin mir bewusst, dass solch ein Kommentar von manchen Interessengruppen nicht gern gesehen wird. Aber es widerspricht jedem ärztlichen Verantwortungsbewusstsein, so viele asthmatische Kinder einer unnötigen Medikation auszusetzen wie es die Verordnungszahlen der Fix-Kombinationen nahelegen.

Literatur

  • 1 Gillissen A. et al . β2-Sympathomimetika? Gefahren in der Asthmatherapie: Lehren aus der SMART1-Studie.  Dtsch Med Wochenschr. 2007;  132 33-39

Dr. med. Roland Riedl-Seifert

Pädiatrie, pädiatrischer Pneumologe, Schwerpunktpraxis

Kurt-Schumacher-Straße 11

34117 Kassel

Email: RJ.RS@t-online.de