Eine 28 jährigen Patientin erlitt einen hämorrhagischen Schock bei rupturierter Tubargravidität, so dass eine Massentransfusionen mit 6 EKs (Erythrozytenkonzentraten), 6 FFPs (Frischplasmen) und 1 TK (Thrombozytenkonzentrat) erforderlich war. Es erfolgte eine laparaskopische Blutstillung. Eine unmittelbare postoperative Extubation war nicht möglich, sondern erst am Folgetag. Bei bilateralen fleckigen Infiltraten wurde ein Fluorchinolon IV angesetzt.
Am 2. post-OP Tag kam es dann zu einer weiteren respiratorischen Verschlechterung, weshalb die Patientin wegen einer schweren ambulant erworbenen Pneumonie auf unsere Intensivstation verlegt wurde. Unmittelbar nach Übernahme musste die Patientin intubiert werden und zeigte ein ARDS. Die umgehend eingeleitete umfangreiche mikrobiologische, virologische, zytologische und immunologische Diagnostik aus Serum und BAL blieb unergiebig, so dass wir auf Grund der engen zeitlichen Korrelation des Beschwerdebeginnes mit der Massentransfusion und dem für eine Pneumonie eher untypischen Bild im CT-Thorax von einem TRALI (Transfusion related acute lung injury) und nicht von einer Pneumonie ausgingen. Bei einem max. CRP von 274mg/l lag das PCT immer im Normbereich. Das ARDS bildete sich komplikationslos zurück, so dass die Patientin nach 13 Tagen erfolgreich extubiert werden und nach 21 Tagen nach Hause entlassen werden konnte.
Beim TRALI handelt es sich wahrscheinlich um eine häufige und häufig übersehene transfusionsbedingte Komplikation, das typischerweise zu einer akuten respiratorischen Insuffizienz führt. Es wird üblicherweise durch Granulozyten- oder HLA-Antikörper des Spenders verursacht, die mit FFPs oder TKs transfundiert werden. Der dargestellte Fall zeigt eindrucksvoll, dass ein TRALI beim Auftreten einer akuten respiratorischen Insuffizienz erwogen werden muss, wenn dieser die Transfusion von FFPs oder TKs vorausgegangen ist und keine andere Ursache für die respiratorische Insffizienz gefunden werden kann.