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DOI: 10.1055/s-2007-973122
RADS (Irritatives Asthma) durch toxische Begasungsmittel in Import-Containern
Hintergrund: Container samt der darin befindlichen Waren werden häufig vor der Verschiffung im Ausgangsland begast, um Schädlinge abzutöten und deren Verbreitung zu verhindern. Die vorgeschriebenen Warnhinweise fehlen meist. Beschäftigte, die Container im Bestimmungsland kontrollieren oder entladen, sind infolgedessen nicht kalkulierbaren Gesundheitsrisiken durch die stark toxischen Begasungsmittel ausgesetzt.
Methode: Im Juni und Juli 2006 waren fünf Arbeiter einer Maschinenfabrik bis zu 4,5 Std. gegenüber Rückständen von Begasungsmitteln beim Entladen mehrerer Container aus China exponiert. Wegen einer, nach einer Latenz von Stunden bis zu zwei Tagen sich entwickelnden, aber anhaltenden Luftnot wurden die Arbeiter 6 bis 9 Wochen nach der Exposition in unsere arbeitsmedizinische Poliklinik überwiesen und untersucht.
Ergebnisse: Alle berichteten über einen stechenden Geruch in den Containern und akut nach Exposition aufgetretene Kopfschmerzen, Benommenheit, Übelkeit und Hautreizungen. Zwei vormals lungengesunde Arbeiter klagten über Ruhedyspnoe; diese Arbeiter waren am längsten in den Containern tätig gewesen. Reizhusten und Belastungsluftnot wurden von Ihnen noch Wochen nach der Exposition beklagt. Beide zeigten eine verminderte FEV1, eine eingeschränkte Belastbarkeit in der Spiroergometrie und eine bronchiale Hyperreagibilität. Auch einer der drei weiteren Arbeiter, die nicht über neu aufgetretene Dyspnoe klagten, zeigte eine bronchiale Hyperreagibilität. In Proben des Stauholzes aus dem Container konnten Rückstände des Begasungsmittels 1,2-Dichlorethan nachgewiesen werden.
Schlussfolgerungen: Als Begasungsmittel werden vornehmlich halogenierte Kohlenwasserstoffe verwendet. Gastroenteritische Symptome und zentralnervöse Symptome bis zum Tod sind bekannt. Anhaltende Atemwegserkrankungen im Sinne des RADS wurden bisher nicht beschrieben. Zu fordern sind konsequente Luftanalysen in importierten Containern auf Begasungsmittelrückstände vor dem Öffnen und Entladen.