Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - PO_22
DOI: 10.1055/s-2007-972123

Behandlungserfahrungen, Sexualität und Partnerschaft bei XY-Frauen – Ergebnisse der Hamburger Studie zur Intersexualität

K Schweizer 1, L Brinkmann 1, H Richter-Appelt 1
  • 1Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

Fragestellung: Die bisher gängige Behandlungspraxis bei Intersexualität sieht vor, dass Personen, die dem weiblichen Geschlecht zugewiesen werden, auch geschlechtsanpassende medizinische Interventionen erfahren. Diese umfassen Klitorisreduktion, Vaginalplastiken, ggf. Entfernung der Gonaden sowie entsprechende Hormonbehandlung. Die Auswirkungen solcher Behandlungen auf das sexuelle Erleben und die Beziehungsfähigkeit von Betroffenen sind bisher unzureichend geklärt. Im Folgenden wird diesem Zusammenhang nachgegangen.

Methodik: Über 40 erwachsene „XY-Frauen“ mit unterschiedlichen zugrunde liegenden Formen der Intersexualität (z.B. Störungen der Androgenbiosynthese, komplette und partielle Androgenresistenz und Gonadendysgenesien) wurden retrospektiv zu ihren Behandlungserfahrungen, Sexualität und Partnerschaft befragt. Dazu wurde ein Fragebogeninstrument aus standardisierten und selbst entwickelten Fragen eingesetzt.

Ergebnisse: Zusammenhänge zwischen Sexualität, Partnerschaft und Behandlungserfahrungen bei XY-Frauen werden dargestellt, wobei der Fokus nicht auf der sexuellen Funktionsfähigkeit liegt, sondern auf den bislang wenig beachteten Aspekten der Beziehungsfähigkeit und den Bedingungen, die die Entwicklung einer eigenen, selbst bestimmten Sexualität ermöglichen.

Schlussfolgerung: Frühe und wiederholte Eingriffe im Genitalbereich erschweren die Entwicklung eines positiven Zugangs zur eigenen Sexualität, bis dahingehend, dass einige betroffene XY-Frauen sich in ihrem sexuellen Selbsterleben als asexuell beschreiben.