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DOI: 10.1055/s-2007-972097
Trauer nach Schwangerschaftsabbruch bei pathologischem PND-Befund – Heilt die Zeit alle Wunden?
Fragestellung: Trauerverläufe und Einflussfaktoren nach Schwangerschaftsabbruch infolge eines pränataldiagnostischen pathologischen Befundes.
Methodik: In dem Modellprojekt „Psychosoziale Beratung vor, während und nach Pränataldiagnostik“ wurden zwischen 01/2003 und 10/2005 510 Frauen in Bonn, Düsseldorf und Essen in eine prospektive Verlaufsuntersuchung eingeschlossen. Bei 341 Frauen wurde ein Schwangerschaftsabbruch nach pathologischem Befund durchgeführt. Die Perinatal Grief Scale erfasste die Trauer zu 4 Messzeitpunkten bis zu 2 Jahre danach. Die Abhängigkeit der Trauerentwicklung von verschiedenen Faktoren wurde betrachtet, z.B. Schwangerschaftsalter, fetale Diagnose, Persönlichkeitsfaktoren und subjektive Entscheidungssicherheit für den Abbruch.
Ergebnisse: Frauen mit einem hohen Neurotizismus- oder Introversions-Wert zeigten ein signifikant erhöhtes Trauerausmaß im Vergleich zu Frauen mit niedrig ausgeprägtem Persönlichkeitsmerkmal. Dieser Unterschied blieb auch über 2 Jahre bestehen, auch wenn sich das Gesamtmaß der Trauer reduzierte. Schwangerschaftsalter und fetale Diagnose hatten keinen Einfluss auf die Trauer.
Schlussfolgerung: Trauer reduziert sich über die Zeit. Risikofaktoren wie bestimmte Persönlichkeitsmerkmale können Trauerausmaß und zeitlichen Verlauf deutlich beeinflussen. Ziel einer psychosozialen Beratung sollte es sein, Frauen mit Risikofaktoren zu identifizieren und spezielle längerfristige Betreuungskonzepte bereitzustellen.