Psychother Psychosom Med Psychol 2007; 57 - A049
DOI: 10.1055/s-2007-970668

Fibromyalgie – eine somatisierte depressive Störung? Eine Vergleichende Querschnittsuntersuchung von Patienten mit primärer Fibromyalgie und Rheumatoider Arthritis

M Lacour 1, J Mueller 1, K Hiller 1, A Hartmann 1, P Vaith 2, CE Scheidt 1
  • 1Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg
  • 2Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg

Hintergrund: Die Ätiologie und Pathogenese des Fibromyalgiesyndroms (FM) ist nicht ausreichend geklärt. Aus psychotherapeutischer Sicht kommt der Klärung des Zusammenhangs zwischen FM und depressiven Störungen eine große Bedeutung zu. In der folgenden Querschnittsuntersuchung wurde dieser mögliche Zusammenhang im Zwei-Gruppen-Vergleich (Patienten mit FM vs. Rheumatoide Arthritis–RA) weiter analysiert. Methoden: Es wurden 75 Patientinnen mit primärer FM und 35 Patientinnen mit RA verglichen. Depressive und dysthyme Symptome sowie die globale psychische Belastung (Global Severity Index – GSI) wurden mit dem SCL–27 erfasst. Zur Erfassung früher Traumatisierungen und depressiver Persönlichkeitsmerkmale wurden der CTQ und der IPP-C verwendet. Die Messung der Schmerzintensität erfolgte mit dem MPI-D. Nach Ermittlung der Mittelwertsunterschiede, der Korrektur der Gruppenunterschiede in Bezug auf die Schmerzintensität (FM > RA) wurden verschiedene lineare Regressionsanalysen (abhängige Variable: Schmerzintensität, unabhängige Variablen: Depressive und dysthyme Symptomatik, globale psychische Belastung) durchgeführt. Ergebnisse: Es ergaben sich signifikante Unterschiede (FM > RA) in Bezug auf depressive und dysthyme Symptome (SCL–27), in Bezug auf die globale psychische Belastung (GSI) sowie einzelne Dimensionen des IPP-C und des CTQ. Ferner ergaben sich in der Gruppe der Patientinnen mit FM signifikante lineare Korrelationen zwischen Schmerzintensität und depressiven Symptomen bzw. der globalen psychischen Belastung. In Bezug auf dysthyme Symptome fand sich eine deutliche Tendenz für eine lineare Korrelation in der FM-Gruppe. In der Gruppe der Patientinnen mit RA fanden sich keine linearen Korrelationen in Bezug auf die o.g. Dimensionen. Diskussion: Die Ergebnisse sprechen für einen ätiologischen Zusammenhang zwischen Depression und FM (somatisierte Depression). Dies trifft u.E. zumindest auf eine signifikante Teilgruppe von Patientinnen mit Fibromyalgiesyndrom zu.