Psychother Psychosom Med Psychol 2007; 57 - A012
DOI: 10.1055/s-2007-970631

Atypische Deaktivierung der Amygdalae bei Patienten mit Fibromyalgie während experimenteller Schmerzreizung

M Burgmer 1, E Pogatzki-Zahn 2, M Gaubitz 3, G Heuft 1, B Pfleiderer 4
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Münster, Münster
  • 2Klinik für Anästhesiologie und oper. Intensivmedizin, Münster
  • 3Medizinische Klinik und Poliklinik B, Münster
  • 4Institut für klinische Radiologie, Münster

Eine der Haupthypothesen zur Entstehung der Fibromyalgie (FM) ist eine zentrale Schmerzaugmentierung. Die Bedeutung psychosozialer Faktoren hierbei ist im Rahmen bildgebender Studien umstritten. Im Unterschied zu diesen setzen wir einen singulären und andauernen Schmerzeiz ein, um adaptive Mechanismen der zentralnervösen Schmerzverarbeitung zu untersuchen. Anzunehmen ist bei Patienten mit FM eine differente Aktivität des „medialen“ Schmerzsystems.

In einem fMRT-Block Design wurde vor, während und nach einer Inzision am rechten Unterarm die Hirnaktivität und psychometrische Daten bei Patienten und Gesunden untersucht. Das subjektive Schmerzerleben wurde mittels einer visuellen Analogskala (VAS, 0–10) im Längsschnitt erhoben. Die Gehirnaktivität wurde durch „second-level“ Analysen (innerhalb und zwischen den Gruppen) ausgewertet und zusätzlich wurde die Stärke der Aktivitätsänderungen in den Amygdalae gemessen.

Hierbei zeigten Patienten ein stärkeres Schmerzerleben, welches mit stärkeren Aktivierungen in sensomotorischen, parietalen, cingulären und subkortikalen Arealen einherging. Zusätzlich wiesen Patienten eine ausgeprägtere Deaktivierung in beiden Amygdalae auf.

Unsere Ergebnisse stützen die Hypothese einer zentralen Schmerzaugmentierung bei der Fibromyalgie. Die ausgeprägtere Deaktivierung der Amygdalae korreliert Literaturgestützt mit kognitiven Mechanismen während der Schmerzverarbeitung. Der Zusammenhang von negativen Copingstrategien, wie z.B. Katastrophisieren, mit der Deaktivierung der Amygdalae bei Patienten mit FMS unterstreicht die Bedeutung von kognitiven, affektiven Faktoren in der Ätiologie der Fibromyalgie.

Literatur: Wolfe F, Smythe HA, Yunus MB, Bennett RM, Bombardier C, Goldenberg DL, et al. The American College of Rheumatology 1990 Criteria for the Classification of Fibromyalgia. Report of the Multicenter Criteria Committee. Arthritis Rheum 1990;33:160-172. Gracely RH, Petzke F, Wolf JM, Clauw DJ. Functional magnetic resonance imaging evidence of augmented pain processing in fibromyalgia. Arthritis Rheum 2002;46:1333-1343. Cook DB, Lange G, Ciccone DS, Liu WC, Steffener J, Natelson BH. Functional imaging of pain in patients with primary fibromyalgia. J Rheumatol 2004;31:364-378. Gracely RH, Geisser ME, Giesecke T, Grant MA, Petzke F, Williams DA, et al. Pain catastrophizing and neural responses to pain among persons with fibromyalgia. Brain 2004;127:835-843. Davis M. Neurobiology of fear responses: the role of the amygdala. J Neuropsychiatry Clin Neurosci 1997;9:382-402. Davis M, Whalen PJ. The amygdala: vigilance and emotion. Mol Psychiatry 2001;6:13-34.