Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2007; 17(4): 189-196
DOI: 10.1055/s-2007-970406
Wissenschaft und Forschung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Beziehung zwischen Maximalkraftzuwachs und Schmerzreduktion bei Rückenschmerzpatienten unter den Bedingungen einer Trainingstherapie der rumpfstabilisierenden Muskulatur

Relationship Between Increasing Muscle Strength and Pain Reduction in Back Pain Patients under the Terms of a Trunk Muscle TrainingD. Michalski 1 , K. Kitze 2 , A. Hinz 1
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie
  • 2Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie
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Publication History

eingereicht: 10.8.2006

angenommen: 23.1.2007

Publication Date:
22 August 2007 (online)

Zusammenfassung

Zielstellung: Körperliche Aktivität und aktive Bewegungstherapie werden bei chronischen Rückenschmerzen empfohlen. Die vorliegende Arbeit greift den in der Literatur kontrovers diskutierten Zusammenhang zwischen der Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und der dabei häufig parallel beobachteten Beschwerdereduktion auf. Speziell soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit eine statistisch sichere Beziehung zwischen dem Ausmaß der Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit und dem Ausmaß der Beschwerdenreduktion besteht. Die Einflussfaktoren Geschlecht, Alter und initiales Chronifizierungsausmaß sollen dabei berücksichtigt werden.

Methode: 224 Teilnehmer einer analysegestützten medizinischen Trainingstherapie der rumpfstabilisierenden Muskulatur wurden hinsichtlich der Kriterien Schmerzreduktion (Schmerzintensität und -empfinden) und körperliche Leistungssteigerung (isometrische Maximalkraft-messungen der Halsextensoren, -flexoren, -lateralflexoren sowie Rumpfextensoren, -flexoren, -lateralflexoren und -rotatoren) im Rahmen einer Beobachtungsstudie untersucht.

Ergebnisse: Trainingsbedingt zeigt sich eine signifikante Beschwerdereduktion und signifikante Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Der mittlere Kraftzuwachs betrug 44,9%. Eine mindestens 50%ige Schmerzreduktion wurde von 54,9% der Teilnehmer erreicht. Die Effekte sind unabhängig von Geschlecht und Chronifizierungsausmaß. Teilnehmer über 61 Jahre zeigen gegenüber jüngeren Teilnehmern eine geringere Schmerzreduktion bei gleichem Kraftzuwachs. Ein statistisch sicherer Zusammenhang zwischen mittlerem Kraftzuwachs und prozentualer Schmerzreduktion wurde nicht gefunden.

Schlussfolgerung: Hinsichtlich Schmerzreduktion und körperlicher Leistungsfähigkeit finden sich positive Effekte. Männer und Frauen profitieren dabei gleichermaßen. Die Ergebnisse der statistischen Berechnungen weisen darauf hin, dass die häufig zu beobachtende Schmerzreduktion in ihrem Ausmaß nicht in Verbindung mit dem Ausmaß der verbesserten körperlichen Leistungsfähigkeit steht.

Abstract

Objective: Active exercise therapy is generally advised for chronic back pain patients. This paper addresses the relationship between improvements in bodily capacity and reductions in bodily complaints which are often registered during such therapy, taking into account effects of gender, age, and degree of chronification.

Methods: 224 participants of a trunk muscle training were investigated with regard of the criteria pain reduction (pain intensity and pain experience) and muscular strength (isometric maximal strength of cervical extensors, flexors and lateral flexors and trunk extensors, flexors, lateral flexors and rotators).

Results: The exercise yielded a significant pain reduction. In 54.9% of the participants the amount of pain was reduced by at least 50%. The mean increase of muscular strength was 44.9% of the initial value. These effects are independent of gender and degree of chronification. Older patients (61 years and above) showed less pain reduction but the same increase in muscular strength compared with younger patients. There was no statistically significant relationship between pain reduction and increase in muscular strength.

Conclusion: Participants of the exercise therapy profit from the program with respect to both pain intensity and muscular strength. However, there is obviously no causal relationship between the changes in these two domains.

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