Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2008; 13(4): 205-209
DOI: 10.1055/s-2007-963769
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dynamische Vergütung neurologischer Rehabilitationsleistungen. Aufwandsorientierte Fallgruppen und prognoseorientierte Verlängerungssteuerung

Dynamic Payment Amounts of Neurological Rehabilitation. Expenditure-Oriented Groups and Prognosis-Oriented Length of StayM. Nosper1 , R. Schindel2 , U. Lebrecht3 , T. Luedtke3
  • 1Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Rheinland-Pfalz, Alzey
  • 2Techniker Krankenkasse Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Mainz
  • 3Neurologische Klinik, Vallendar
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Mai 2008 (online)

Zusammenfassung

Neurologische Rehabilitationsleistungen werden abgerechnet über tagesgleiche Pflegesätze oder feste Fallpauschalen. Beide Vergütungsformen haben den Nachteil, dass Unterschiede im Fallmix und Versorgungsaufwand nur unzureichend berücksichtigt werden. Die Höhe der Tagessätze orientiert sich am Phasenmodell der BAR mit den Phasen B, C und D. Die Phasenübergänge sind jedoch nur unscharf definiert, unzureichend operationalisiert und das klinische Spektrum der Phase C ist breit gestreut. Um die Unterschiede im Fallmix sowie im Therapie- und Pflegeaufwand spezifischer abzubilden, entwickelte der Erstautor, in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse, ein dynamisches Klassifikationssystem für die neurologische Rehabilitation in den Phasen C und D. Methode: Das Modell basiert auf den im schweizer TAR-System gefundenen Zusammenhängen zwischen Funktionsstatus im funktionalen Selbstständigkeitsindex (FIM) und dem damit vorhergesagten Pflegeaufwand. Unterschiedlich schwer betroffene Rehabilitanden hatten einen vergleichbaren Aufwand an Sachkosten sowie ärztlichen und therapeutischen Leistungen, differierten jedoch erheblich im Pflegeaufwand. Dieser ließ sich zu 65 % durch eine Kombination motorischer und kognitiver FIM-Werte vorhersagen. Ausgehend von diesem Ansatz können Patienten zu Beginn der Rehabilitation durch FIM-Einstufung einer von drei Kostenaufwandsgruppen zugeordnet werden. Durch wöchentliche Bestimmung der FIM-Werte kann die Kostengruppe abhängig von der Besserung während der Rehabilitation an den aktuellen Funktionsstatus angepasst werden. Mit dem Einsatz der Datenbank EVA-Reha® in den neurologischen Rehabilitationseinrichtungen von Rheinland-Pfalz stehen impairmentspezifische Sollwerte zur Verfügung, die zeigen, ob ausreichende Fortschritte im Prozess der Rehabilitation erreicht werden. Verlängerungen können an Sollwertbedingungen geknüpft werden. Fazit: Die FIM-orientierte Klassifikation und Prozesssteuerung ermöglicht sowohl ein aufwandsorientiertes Kostenmanagement als auch eine prognoseorientierte Verlängerungssteuerung.

Abstract

Neurological rehablitation achievements are accounted by dailysame care sets or fix payment amounts. Both remuneration forms have the disadvantage that differences in casemix and burden of care are considered only insufficiently. In order to account the differences of costs in casemix, therapy and nurture more specifically, the author developed a dynamic classification system for the neurological rehabilitation. Method: The model is based on the correlation between the functional independence measurement and the burden of care. Patients can be assigned to three groups of costs ad admission. The cost element can be adapted by weekly FIM-assessment. Progresses can be controlled via prognosis-oriented goal values from a database. Result: The FIM-oriented classification allows a dynamic cost management and a individualized prognosis-oriented management of the length of stay.

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Dr. Manfred Nosper

Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Rheinland Pfalz

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