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DOI: 10.1055/s-2007-1024065
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Unklarer Status febrilis
Intermittent fever of unknown causePublikationsverlauf
Publikationsdatum:
25. März 2008 (online)

Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Eine 58jährige Patientin wurde wegen eines über 4 Wochen bestehenden intermittierenden Status febrilis mit allmählichem Auftreten einer Anämie und ansteigenden Entzündungsparametern zur Abklärung zugewiesen. Als Medikation nahm sie wegen einer arteriellen Hypertonie ein Kombinationspräparat ein (Atenolol und Chlortalidon). Bis etwa 6 Wochen vor dem Auftreten der Symptome nahm sie nur den β-Rezeptorenblocker. Das Diuretikum wurde zu diesem Zeitpunkt wegen ungenügender Blutdruckkontrolle hiermit kombiniert. Die klinischen Befunde waren abgesehen von einer Verminderung des Allgemeinzustandes und abendlichem Fieber bis 39,5°C unauffällig.
Untersuchungen: Das Blutbild zeigte eine normochrome normozytäre Anämie, die Blutsenkungsgeschwindigkeit und der Wert des C-reaktiven Proteins waren deutlich erhöht. Sämtliche weiteren klinisch-chemischen Analysen inklusive Blutkulturen, serologischen und immunologischen Untersuchungen brachten keinen pathologischen Befund. Die Knochenmarkpunktion zeigte unspezifische reaktive Veränderungen, das Thoraxröntgenbild, die Lungenszintigraphie und die abdominelle Ultraschalluntersuchung ergaben unauffällige Befunde.
Therapie und Verlauf: Nach Absetzen der antihypertensiven Medikation traten keine erneuten Fieberzustände mehr auf. Die Patientin erholte sich rasch, und sämtliche klinisch-chemischen Werte normalisierten sich. Im Lymphozytentransformationstest konnte eine Stimulation auf die Komponente Chlortalidon nachgewiesen werden.
Folgerung: Ein Medikamentenfieber - hier auf ein Sulfonamid-Derivat - muß immer in die Differentialdiagnose eines unklaren Status febrilis mit einbezogen werden. In dieser Kasuistik handelt es sich unseres Wissens nach um die Erstbeschreibung einer Hypersensitivitätsreaktion auf das weltweit zur Therapie der arteriellen Hypertonie und Herzinsuffizienz verwendete Diuretikum Chlortalidon.
Abstract
History and clinical findings: A 58-year-old woman was admitted because of intermittent fever for 4 weeks accompanied by slowly developing anaemia and increase in inflammatory parameters. She was being treated for hypertension with atenolol and chlorthalidone, but until 6 weeks before the onset of the described symptoms she had only taken the β blocker, at which time the diuretic was added because the hypertension was inadequately controlled. Other than slightly impaired general condition and nocturnal fever up to 39.5°C physical examination was unremarkable.
Investigations: She had a normochromic normocytic anaemia and the erythrocyte sedimentation rate and C-reactive protein were clearly elevated. Other biochemical tests and blood cultures as well as serological and immunological tests were negative. Bone marrow biopsy showed nonspecific reactive changes. The chest radiograph, lung scintigraphy and abdominal ultrasound were unremarkable.
Treatment and course: There was no further fever after the antihypertensive medication had been discontinued. The patient's general condition rapidly improved and all biochemical tests became normal. The lymphocyte transformation test demonstrated stimulation by chlorthalidone.
Conclusion: Drug fever, in this case due to a sulphonamide derivative, should always be considered in the differential diagnosis of fever of unknown aetiology. No previous case of hypersensitivity reaction to chlorthalidone has been found on a search of the literature.