Klin Monbl Augenheilkd 2007; 224 - V43
DOI: 10.1055/s-2007-1004482

Management der Optikuskompression bei endokriner Orbitopathie: Einfach schlecht oder doppelt gut sehen?

KW Rüther 1, EC Schwarz 1, H Olze 2
  • 1Berlin – Augenklinik der Charité Campus Virchow-Klinikum
  • 2Berlin – HNO-Klinik der Charité Campus Virchow-Klinikum

Hintergrund: Die Optikuskompression bei Endokriner Orbitopathie (EO-Optikuskompression) stellt einen relativen Notfall dar. Die operative Entlastung der Orbita stellt eine wirkungsvolle Therapiemaßnahme dar, hat jedoch das Problem der Entstehung von Doppelbildwahrnehmung oder deren Verstärkung.

Methoden: An Hand konsekutiver, von der Augenklinik und der HNO-Klinik betreuter Patienten mit EO-Optikuskompression werden Möglichkeiten zur funktionellen Restitution aufgezeigt.

Ergebnisse: Die Pupillenlichtreaktion und das Farbensehen stellen wichtige Untersuchungsmethoden zur Aufdeckung einer EO-Optikuskompression dar. Die nahezu immer vorhandene Veränderung der brechenden Medien bei EO erschweren die Interpretation von Visus, Gesichtsfeld und Muster-VEP. Die hochdosierte Steroidtherapie führt in einigen Fällen zu einer Funktionsbesserung. Allerdings muss in Abhängigkeit vom funktionellen und bildmorophologischen Befund eine operative Entlastung stattfinden. Die transnasal durchgeführte operative Dekompression der Orbita in die Ethmoidalzellen hat sich als effektiv seitens der Optikusentlastung und der Verminderung des Exophthalmus herausgestellt. Die gleichzeitig durchgeführte temporale Entlastung wirkt sich möglicherweise positiv auf die postoperative Tendenz zu einer Innenschielstellung aus. Die strabologische Korrektur der Schielstellung kann zügig erfolgen.

Schlussfolgerungen: Eine Voraussetzung für die adäquate Betreuung von EO-Patienten ist eine rasche und sichere Aufdeckung einer EO-Optikuskompression. Die koordinierte, konsekutive Therapie durch HNO- und Augenärzte führt in den meisten Fällen zu einer doppelbildfreien- oder reduzierten Situation bei erhaltenem Sehvermögen.